Canggu, Bali – eine Hassliebe oder zweite Heimat?

Nach der tollen Zeit auf Lombok geht es wieder nach Bali. “Echt, wieder nach Bali?” mag man da gerne fragen. Zu präsent sind die Erinnerungen an den letzten Winter (Unser Canggu ist es nicht mehr). Trotzdem nehmen wir wieder Kurs auf unser altes Zuhause. Manch einer fragte uns: Warum? Die Antwort ist, wir haben ein anderes Mindset und andere Voraussetzungen im Gepäck.

18.12.2023-25.01.2024

Fast genau ein Jahr ist es her, als wir das erste Mal nach 3,5 Jahren wieder auf Bali gelandet sind und zurück in "unserem" Canggu waren. Diesem einst schönen Layback-, Surfer-, Yoga-, und Digital-Nomaden-Paradies. Wir waren schockiert, verstört, und uns war schnell klar, wenn wir nicht hier sein müssen, gehen wir einfach direkt auch wieder. Das haben wir getan und sind vor CanggZOO, wie die Balinesen den Wahnsinn, der sich in dieser Zeit dort abspielte, geflüchtet.

Wir sagen immer liebevoll, ein Jahr auf Bali ist wie 10 Jahre in Deutschland, sprich, es kann richtig was passieren. Im letzten Jahr hat ndonesien hat eine "Säuberung" vorgenommen und mehrere 10.000 Menschen, die sich nicht an geltendes Recht gehalten haben, des Landes verwiesen. Man spricht u.a. von mindestens 40.000 Russen, die allein von Bali abreisen durften.

Mindset

Was war bei uns in dem Jahr passiert? Nach einem gesundheitlich sehr verrückten Jahr war klar, wir wollen wieder im Winter für mindestens 3 Monate weg. Während wir letztes Jahr genutzt haben, um zu reisen, wollten wir dieses Jahr wieder ganz normalen Alltag haben, was auch bedeutet, dass wir arbeiten. Und für uns gibt es nun mal auf Bali die besten Bedingungen. Allerdings sollten wir diesmal keinerlei Erwartungshaltung an Bali und speziell an Canggu haben. "Es wird bestimmt immer noch crazy sein. Wir stapeln tief, machen einfach unser Ding, gehen zum Sport und treffen uns mit ein paar Leuten, die wir kennen. Wenn es immer noch zu extrem ist, dann reisen wir eben früher ab, statt nach 6-7 Wochen, wie anvisiert. " So unsere Strategie.

Entstehung

So mieteten wir uns wieder im Omorich Bali Guesthouse ein, um dort die gesamte Zeit zu wohnen. Und da war es wieder, dieses eine Jahr auf Bali. Die Straße vor dem Guesthouse war, als wir vor 10 Monaten abgereist sind, noch eine löchrige Schotterpiste, wo man sehr vorsichtig fahren musste. Nun war sie geteert, was wiederum dazu führte, dass nun die Lastwagen hervorragend die Materialien für die vielen neuen Unterkünfte transportieren können. Diese sind ebenfalls in der Straße aus dem Boden gesprießt und entstehen weiterhin. Alleine in unserer Zeit hier entstanden ein Ladengeschäft und 2 Villen. Dort wo vorher noch Reisfelder waren.

Jede Stimme zählt

Apropos Straßen. Eine neue tolle Errungenschaft von Canggu ist, dass gerade überall Bürgersteige gebaut wurden und werden und dabei auch die Straßendecken erneuert wurden.

Uns freute es sehr zu sehen, dass man nicht nur sehr viel Geld mit Besuchern einnimmt, allein durch die neue Einreisegebühr/Visa von 33 Euro pro Besucher, was bei über 4 Millionen Besucher im Jahr eine beachtliche Summe ist, sondern auch wieder investiert. Wie löblich.

Unser ehemaliger CrossFit-Coach Ricky, der gerade dabei ist, sein eigenen Fitness Club BYND zu eröffnen, erzählte uns, dass es allerdings mit den Wahlen 2024 zusammenhängt. Die regierende Partei möchte sicherstellen, auch genügend Stimmen zu bekommen. Trotzdem freuen wir uns.

Er erzählte uns auch, dass es nun beschlossene Sache ist, dass mit dem Bali Railway nun ein Zug-System gebaut werden soll, welches unterirdisch vom Flughafen einmal rund um die Insel laufen soll. Das klingt auf einer Vulkaninsel im Ring-of-Fire mit regelmäßigen Erdbeben erstmal nach einem sehr sportlichen Vorhaben. Ich bin mir sicher, dass im Dezember 2024 die ersten Kilometer bereits fertig sind. Asien eben :-)

Vikings und Weihnachten

Die Zeit von der Anreise bis nach Silvester, nutzten wir, um uns wieder mit vielen Menschen, die wir auf Bali kennen, zu treffen und uns mal wieder auszutauschen. So trafen wir uns wieder mit Nassira, die war damals auf Bali kennengelernt haben und letztes Jahr auf Koh Lanta in Thailand (Happy End in Thailand – Koh Lipe & Koh Lanta) getroffen haben. Nassira ist wie wir im Winter gerne nicht in Deutschland und wie wir am liebsten dann in Asien unterwegs.

Wir waren uns alle einig, Canggu ist dieses Jahr soooo viel angenehmer als letztes Jahr. Der Verkehr viel entspannter und generell weniger los. Idioten, die sich daneben aufführen, sind zwar immer noch da, allerdings deutlich in der Unterzahl. Irgendwie auffällig ruhig. Sehr angenehm.

Was natürlich nicht fehlen durfte, ist unser Training mit Jonte, unserem Viking aus Schweden, der jeden Winter 2 Monate auf Bali ist. Anfang des Jahres besuchte ihn sein Freund Frederic, den wir bereits 2019 kennengelernt haben. Die Wiedersehens Freude war groß und in den folgenden Tagen und Wochen verbrachten wir viel Zeit zusammen, versorgten ihn mit wichtigen Tipps wie z.B. wo es den besten Kaffee oder den besten Frühstücksdeal gibt. Die er alle brav befolgte.

Dank unserer neuen Lieblings-App Class Pass (einfach kostenlos registrieren und über uns 20 Credit geschenkt bekommen), die wir in Bangkok (Bangkok wo sonst – es geht wieder los) empfohlen bekommen haben, waren wir sehr flexibel in der Auswahl der Fitness-Studios. So konnten wir dienstags und donnerstags ins Wefitness und montags, mittwochs, freitags ins CrossFit Canggu (unserem ehemaligen Fortitude Bali) gehen. Wie es uns gerade beliebt, und ohne eine teure Wochen- oder Monatsmitgliedschaften abzuschließen. Mega. Ich nutzte sie auch noch, um neue Sportarten wie Pilates auszuprobieren. Wie gesagt, wir lieben die App!

Erste Mal

Auf der Weltreise versuchten wir immer wieder Workshops in verschiedene Ländern und Richtungen zu besuchen, um neue Sachen auszuprobieren. Diese Idee griffen wir wieder auf, frei nach dem Motto: Wann hast du zuletzt etwas zum ersten Mal gemacht?

So besuchten wir eine Breathwork Class, Hypnose, Pilates und Afro Dancehall. Wir hätten gerne noch das ein oder andere mehr gemacht, allerdings waren wir beide einige Tage krank und müssen uns ja auch noch was fürs nächste Mal lassen :-)

Work, Work, Work

Ab Anfang Januar war der Urlaub dann vorbei. Wie das bei Selbständigen so ist, bedeutet Urlaub ja nicht, dass man richtig frei hat, sondern nur, dass man weniger arbeitet. Denn trotzdem werden alle Anfragen, E-Mails und WhatsApp-Nachrichten beantworte und Social Media nimmt es einem sehr krumm, wenn man mehr als 3 Tage nicht aktiv ist.

Während San die Zeit nutzte, um sich Gedanken darüber zu machen, wo es beruflich hingehen wird, und nach passenden Jobs bzw. Arbeitgebern zu suchen, versuchte ich verschiedene Coworking Spaces aus, um von dort in Ruhe unter anderem an meiner neuen Webseite zu arbeiten.

Ich liebe es, in Coworking Spaces zu arbeiten, sich mit anderen zu connecten und auszutauschen, und trotzdem konzentriert arbeiten zu können. Früher gab es in Canggu zwei Coworking Spaces, mittlerweile gefühlt zwei in jeder Straße, daher hat man eher die Qual der Wahl. Am besten hat es mir im Nebula gefallen, weil es auch nicht weit weg von unserem Zuhause gewesen ist.

Hallo!?

Was waren das noch für Zeiten. Man hat in Guesthouses , wie dem Omorich mit seinen gerade mal 12 schönen Zimmern eingecheckt und wenn man jemandem begegnet ist, der dort bereits wohnte, bekam man ein freundliches "Hi" oder "Hallo" zugerufen. Häufig kam man direkt oder bei den kommenden Begegnungen in Kontakt und tauschte sich aus.
Die letzten Jahre haben wir leider feststellen müssen, dass das Gegenüber nur noch mit viel Mühe den Blick vom Smartphone hebt und der Weg zu einem "Hi" dann doch sehr schwierig ist. Vielleicht wäre es einfacher, wenn man vorher eine WhatsApp-Gruppe aufmachen würde und da einfach “hi” reinschriebt ;-)

Nach wenigen Tagen stellte sich bereits heraus, dass der Großteil der "Bewohner" im Omorich wie wir länger hier ist. Einige Wochen lang, andere Monate oder gar schon ein Jahr. So wurden wir nicht müde, hartnäckig jeden Morgen freundlich zu grüßen, wenn wir ihn oder sie zum ersten Mal am Tag sahen. Es dauerte eine ganze Weile, aber irgendwann haben wir sie geknackt und die Initiative ging dann tatsächlich auch mal von dem anderen aus. Und noch verrückter: man kam tatsächlich ins Gespräch. Wahnsinn!
Ein freundliches "Hallo" hat noch Keinem wehgetan. Es kann so einfach sein…

Ausflüge

Bali hat immer noch viele schöne Ecken, besonders im Norden und Nord-Westen der Insel mit der vielen Natur und den Bergen, die immer wieder einen Ausflug wert sind. Daher war unser Plan, unter der Woche in Canggu zu sein, Sport zu machen, zu arbeiten und mit Leuten lecker essen gehen und dann die Wochenenden zu nutzen, um mit unserem Roller kleine Escapes auf der Insel zu machen. So der Plan.

Gleich am ersten Wochenende im neuen Jahr ging es nach Munduk. Es war sehr schön und die kühle frische Luft hat sehr gut getan, auch wenn wir in den Bergen im Nebel die Hand vor Augen kaum sehen konnten und zwischendurch ziemlich nass wurden. San hat uns wiedermal mit dem Moondock eine tolle Unterkunft rausgesucht und ein heißes Bad unter Sternenhimmel, hat die eklige Fahrt wieder wettgemacht.

Leider habe ich mir passend zum zweiten Wochenende einen Magen-Darm-Virus eingefangen. So mussten wir den nächsten Trip kurzerhand absagen. Als wäre es nicht schlimm genug, habe ich auch noch San angesteckt, die dann das Wochenende darauf flachgelegen hat :-(.

Schicksal

San fragte mich nach dem Aufstehen, wie es nach Bali weitergehen soll, damit sie eine passende Unterkunft finden und wir einen Flug buchen können, solange die Preise noch erschwinglich sind.

Wir haben noch 1.000 Ideen, wohin wir wollen, allerdings antwortete ich, dass es wohl am besten für das Budget diesen Winters ist, wenn wir nach Thailand reisen und dort wie ursprünglich geplant bis März bleiben. Auch wartete San noch auf Feedback für Freelancer-Jobs. Ok, dann buchen wir nach dem Frühstück den Flug und anschließend die Unterkunft.

Frühstück gab es mal wieder in unserem Lieblingscafé, dem Hungry Bird. Dort trafen wir ein Pärchen, das auf Bali lebt und San von früher kannte. Wir kamen ins Gespräch und sie erzählten uns freudestrahlend, dass sie gerade erst aus Australien zurückgekommen sind und den Urlaub ihres Lebens hatten. Wir fragten sie, wo sie unterwegs gewesen sind, und sie sagten uns, dass sie mit dem Camper von Sydney nach Brisbane getourt sind – genau die Route, die wir für diesen Winter auf unserer Wunschliste hatten und uns schweren Herzens dagegen entschieden haben. War das ein Zeichen, doch nicht direkt nach Thailand zu fliegen?

So buchten wir erstmal doch keinen Flug nach Thailand, statt dessen recherchierte San nach Campern und was es alles auf der Strecke zu sehen gibt, während ich arbeiten gewesen bin.

Keine 24 Stunden später fügten sich die Puzzleteile. Es war Katharina’s Geburtstag. Mit Udo und Katharina aus Australien sind wir seit vielen Jahren befreundet und waren letztes Jahr zusammen auf unserer ersten Kreuzfahrt (Südpazifik-Kreuzfahrt). Sie erzählte uns, dass Cooper, einer ihrer beiden Hunde, gerade frisch operiert wurde und ihm ein Auge entfernt werden musste, was uns sehr leidtat, und dass sie sich nun auf ihren Urlaub freuen. Aus dem Gespräch ergab sich, dass sie in Urlaub fliegen wollen, wenn wir aus Bali abreisen. So entschieden wir uns kurzerhand Ende Januar nach Brisbane zu fliegen, statt nach Bangkok, um eine Woche auf die Hunde aufzupassen, und anschließend unseren nächsten Camper-Trip von Brisbane nach Sydney zu machen. Wie heißt es so schön, das Leben passiert, während man Pläne macht.

Fazit

Unsere Zeit auf Bali war super. Es fühlte sich alles sehr vertraut an. Wir hatten unseren Kokosnuss Lieferanten. Wir gingen wie früher zum CrossFit Fortitude und einmal die Woche zu unserer Massage, wo man uns seit Jahren sehr gut kennt. Und trafen uns regelmäßig in unseren Lieblings-Cafés mit Leuten.

Obwohl eigentlich Regenzeit ist, was ja meistens nur bedeutet, dass es einmal am Tag regnet als würde es kein Morgen mehr geben, hat es in unseren 6 Wochen hier gerade 3 mal kurz geregnet.

Wir halten zwar Augen und Ohren offen, was mögliche Alternativen für Bali sind und wo es im Winter hingehen könnte, allerdings ist für uns die Messlatte mit den Möglichkeiten auf Bali schon recht hoch gelegt. Wenn man Sommer, Strand, Sport, lecker Essen, sehr guten Kaffee und auch mal die Möglichkeit ins Kinos zu gehen haben möchte, haben wir bis jetzt noch keine passende Alternative gefunden. Spannend bleibt natürlich die preisliche Entwicklung, da in den letzten Jahren die Preise um 25-30% angezogen haben. Nicht zu vergessen die Einreisegebühr (33 Euro), die es seit letztem Jahr gibt. Gerade wird noch über eine zusätzliche Touristengebühr “zum Schutz der Natur und Infrastruktur” diskutiert.

PRESS PLAY!

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Lombok – das neue Bali?