Ijen Krater Survivors :-)
Als wir im Tauchcenter gerade die Unterlagen für den folgenden Tauchtag ausfüllten, wies uns der letzte Passus zusätzlich darauf hin, dass man nach dem Tauchen keinen Berg für etwa 24 Std. besteigen darf! Doch genau das war unser Plan Man merkt, dass wir vor dieser Problematik als Nicht-Bergsteiger noch nicht so oft standen.
17.5.2015 ::
Also: Raus aus dem Dive-Center und bei einem balinesischen Kaffee nebenan erst mal die IST-Situation analysieren und gegen die SOLL (was wollen wir noch alles machen) gegenüberstellen und auf welchem Weg kommen wir da am besten hin? Also haben wir auf einem Papier die drei möglichen Szenarien ausgearbeitet. Schnell stellte sich heraus, das Lösungsweg Nr. 3 (statt morgen früh unter Wasser, noch am gleichen Tag bzw. in der gleichen Nacht auf die Bergspitze des Ijen Krater) der beste für unsere Zeit hier ist. Gesagt getan. Tauchen verschoben, schnell noch einen Touranbieter für den bevorstehenden Trip organisiert und Proviant gekauft. Sollte es doch in gut 5 Std. schon losgehen.
Mit jeder Menge Respekt im Gepäck wurden wir nach einem langen Tag um 23:30 Uhr abgeholt und wurden dann zum Hafen gebracht und unserem Guide Afanti übergeben. Dass wir überhaupt auf einer der vielen Fähren mitfahren konnten, verdanken wir der -illegalen- Fahrkunst unseres Fahrers, da am Hafen dank des Hindu- und Moslemfeiertags die Hölle los war und sich ein Rückreisestau von hier bis nach Timbuktu gebildet hatte und eigentlich nix mehr ging, außer wir.
Auf der einstündigen Fahrt mit der Fähre erlebten wir QVC-Verkaufen live und in voller Lautstärke. Ohne ein Wort zu verstehen, haben wir Tränen gelacht, da der Verkäufer mit allen angepriesen Gegenständen lustige und zweckentfremdete Sachen machte. So ging die Zeit auch schnell vorbei, während Afanti immer wieder die Augen zu klappten. Das kann ja was werden.
Auf Java von einem Jeep abgeholt (Gott sei dank!), ging es durch die Nacht weitere 1 1/2 Stunden Richtung Krater. Als die Serpentinen immer kurviger wurden und die schmale Straße immer länger und vor allem steiler wurde, dämmerte es mir schon, warum sie die Straße nicht bis oben hin gebaut haben. Weil die letzten 3 km steiler sind als die Teermaschinen es selbst schaffen könnten.
So war es auch. Als die Straße, dessen Steigungswickel bei uns auf Straßenschildern (>50 Grad) gar nicht existiert, endete, ging es den Rest zu Fuß weiter. Schnell noch alles Warme angezogen, was wir dabei hatten, denn es waren gerade noch 8 Grad Außentemperatur. Das Frieren würde sich für uns aber gleich ändern.
Am Einlass bildete sich eine Menschentraube, da alle auf den Einlass warteten. Unser Fahrer scheint mit dem „Türsteher“ früher in einer Klasse gewesen zu sein. Er drängelte sich etwas vor, schaute ihn an, hob zwei Finger, der Türsteher nickte kurz und winkte uns kurzer Hand durch die wartende Menge direkt durch. Oh man was ein Glück, das Ganze hatte auch etwas von Flüchtlings-Grenzübergängen mitten in der Nacht irgendwo auf der Welt (leider heute ja immer noch).
Da lag die zu erklimmende Strecke vor uns. Stockdunkel und „nur“ gerade mal 3 km lang. Taschenlampen an, denn trotz des gigantischen Sternenhimmels sahen wir die Hand vor Augen nicht und los ging es. Für irgendwas muss sich das CrossFit Training ja rentiert haben.
Nach wenigen Minuten lagen bereits die ersten Besucher am Rand und hechelten nach Luft, machten Pause oder hielten sich den Fuß, weil man auf dem schlottrigen und rutschigen Boden, der einige Löcher hatte, auch schnell mal umknicken konnte.
Nass geschwitzt und völlig erschöpft, sind wir ohne große Pausen und Verletzungen, nach knapp 80 Minuten Aufstieg voller Stolz am Berggipfel auf 2.386 m angekommen!
Doch leider war das noch nicht das Ende. Zur blauen Flamme ging es noch mal gut 30 Minuten per Kraxeln (klettern/laufen/rutschen) in den Vulkan hinunter. Um es vorweg zunehmen, das mussten wir auch wieder zurück. Um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, machten wir das ganze diesmal mit Atemschutzmasken, damit wir die Dämpfe nicht ungefiltert einatmeten.
Von Weiten begrüßte uns schon das blaue Licht der Flamme. Endlich unten angekommen, schauten wir beeindruckt auf das Flackern des blauen Lichts, was an drei Stellen wie ein großes Lagerfeuer wild vor sich her tanzte und immer mal wieder hinter den sich bildenden Rauchschwaden verschwand und dann wieder zum Vorschein kam. Sehr beeindruckend!
Nach einer Weile ging es zum Aufstieg, denn die Morgendämmerung hatte bereits eingesetzt, die wir uns vom Kraterrand aus anschauen wollten.
Oben angekommen, wechselten wir unsere noch einmal durchgeschwitzten Klamotten und genossen bei bestem Wetter die Aussicht auf die aufgehende Sonne. Die Leute saßen in den Vulkanritzen und warteten auch oder einige machten ein Feuer. Das war eine ganz eigene und unbeschreibliche Atmosphäre.
Auf dem Weg runter, sah der Weg bei weitem nicht so spektakulär aus wie im Lichtkegel unserer Taschenlampe, nur die Steigung bzw. das Gefälle ist geblieben. Leider. Wir wunderten uns mit welchen Klamotten und vor allem Schuhen die meist einheimischen Touristen den Berg bestiegen sind. Hier war von barfuß, über FlipFlops, Ballerinas und Plüschi Hausschuhen alles dabei.
Den ganzen Weg zurück endete ein sehr langer Tag gegen 11 Uhr morgens wieder in unserem Hotel mit einem Mittagsschlaf.
Daten und Fakten zu dem Ijen Krater unter:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ijen