Riesenechsen und kleine Bergdörfer – Flores (2)

31.01.-04.02.2017 ::

Im ersten Beitrag unserer ereignisreichen Zeit auf der indonesischen Insel Flores erzählten wir einiges über die Anreise und die Geschichte der Insel, im zweiten Teil startet unser Abenteuer mit einem Besuch bei einem Bergdorf und endet auf der „Jurassic Park“ Insel mit den größten Echsen der Welt.

>> Hier gibt es den ersten Beitrag noch mal zum Nachlesen <<

Tag 2

Riung – Bajawa (60 km, 3 Std. – UnterkunftHomestay Edelweis Bajawa für 14 Euro) 

Am Morgen sollte es mit dem Boot zur Erkundungstour des 17-Inseln Marine Park gehen. Vom Boot aus dürften wir nochmal einen Blick auf die grüne Berglandschaft werfen. Aber auch von hier sah es so aus, als hätte jemand am Grünregler unserer Augen gedreht. Es war so grün, es wirkte fast schon unnatürlich. Nach etwa einer halben Stunde Fahrt haben wir unseren ersten Schnorchelspot in Front einer der kleinen Inseln erreicht. Es warteten jede Menge bunte Fische auf uns, auch wenn die Korallen von einer Korallenbleiche seit ein paar Jahren befallen, und somit nicht mehr bunt sind – falls sie überhaupt noch leben.

In unserer Mittagspause zauberte unser Kapitän noch schnell ein leckeres Fisch-BBQ, bevor es angefangen hat zu regnen und sich das Feuer selbst löschte.

Bei leichten Nieselregen ging es zu unserer letzten Station. Wir konnten von Weitem schon die kahlen Bäume sehen, an deren Äste sich gut sichtbar die Flughunde festhielten und ihren Schönheitsschlaf genossen. Den haben die Kreaturen auch dringend nötig, wirken sie nicht so „leicht“ und elegant wie die normalen Fledermäuse. Beide haben aber gemeinsam, dass sie die einzigen Säugetiere sind, die fliegen können.

Herausforderung

Zurück an Land ging es auf unsere nächste 5-stündige Fahrt in das Hochland Richtung Bajawa. Die Fahrt stellte sich für alle Beteiligten als Herausforderung dar. Für unseren Fahrer, da die zum Teil durch den Regen unterspülten und nicht befestigten Straßen mit ihren großen Löchern volle Konzentration erforderten und für uns, da wir durch die extrem vielen Serpentinen den Fokus von der Straße ebenfalls nicht lösen konnten, da es einem sonst sofort schlecht wurde und für unseren Guide Agus, weil er auf der Suche nach Netz für sein Telefon war, welches es meist nicht bzw. nur sehr sporadisch gab.

Normale Straßen auf Flores

Die Strecke führte uns vorbei an vielen kleinen Dörfern und da wir die meiste Zeit im ersten oder zweiten Gang, sprich nur 10-30 km/h zurücklegten, konnten wir das Leben der Menschen gut beobachten. Uns war zu diesem Zeitpunkt bereits aufgefallen, dass wir nicht einen Supermarkt seit unserer Ankunft am Airport in Ende gesehen haben. Selbst in den größeren Orten gab es, wenn überhaupt einen kleinen „Tante Emma Laden“. Agus erklärte uns, dass alle Familien als Selbstversorger leben und alternativ viel Handel betrieben wird. Wenn die Fischer morgens ihren Fang an Land bringen, macht sich ein Scooter auf den beschwerlichen 3-stündigen Weg in die Berge und tauscht z.B. Fisch gegen einen Sack Reis oder Gemüse. Das erklärt auch warum nicht wie üblich in Indonesien vor jedem Haus ein Roller steht, um genau zu sein haben wir fast gar keinen gesehen.

Kurz bevor wir unser Ziel, den Ort Bajawa, der auf 1.100m liegt, erreichten, hielten wir an den toll angelegten Mengeruda Hot Springs (heisse Quellen) an. Schon auf dem Weg dorthin sahen wir in den Zuläufen immer wieder Kinder nackig baden und Frauen ihre Kleidung waschen. Die heißen Quellen machten ihren Namen alle Ehre, denn haben sie Marco-Badewannen-Temperatur, was bedeutet San kann nur max. 2 Minuten darin aushalten.

Familien-Badespaß im Wasserlauf.

Wieder völlig müde aber glücklich, plumpsten wir nach einem schnellen Abendessen ins Bett und stellten uns schon mal darauf ein, dass es die darauffolgenden Tage nicht anders wird. Was wir für das Gebotene gern in Kauf nahmen.

Tag 3

Bajawa – Ruteng (134 km, 4 Std. – UnterkunftMJR Ticketing Guesthouse Ruteng für
18 Euro)  

Seit unserer Ankunft in Bajawa hatte es durchgeregnet und unsere Sachen fühlten sich klamm an und wollten einfach nicht mehr trocken. Wie auch. Petrus meinte es aber dann doch noch gut mit uns und stellte für ein paar Minuten die offenen Schleusen ab, so dass wir trockenen Hauptes das traditionelle Leben in dem Bena Village anschauen konnten. In Bena fällt als erstes auf, dass der Altersdurchschnitt sehr hoch ist, was auch bestimmt an den strengen Dorfregeln liegt. Die Menschen hier leben im wesentlichen von drei Sachen: der Weberei, dem Anbau von Macadamia Nüssen und den Spenden der Touristen die vorbeikommen. Vom Erstgenannten konnten wir wunderbar Haus für Haus die verschiedenen Verarbeitungsschritte bewundern, ehe wieder Regen einsetzten sollte.

Bena Village in der Nähe von Bajawa.

Auf der Weiterfahrt durch die Berge und dessen Dörfer, die wir definitiv ohne unseren Fahrer so nicht zu sehen bekommen hätten, sahen wir dass die Gräber der Angehörigen nicht wie bei uns auf dem Friedhof sind, sondern möglichst nah bei der Familie, also im Vorgarten. Für uns sicherlich schon skurril anzusehen. Noch skurriler wird es, wenn man sieht, dass die Wäsche darauf getrocknet wird

Auf einer Bergkuppe bat ich unseren Fahrer mal wieder um einen Fotostopp, dem er gerne nachging, konnten die zwei dann immer auch eine rauchen gehen.

Eine Vulkankulisse, vor der eine Familie auf einem Reisfeld gerade die Setzlinge einpflanzte, hatte es mir angetan. Die Jungs riefen schon im Vorbeifahren „Hey, Mister, Mister“ und drehten voll auf als „Mister, Mister“ dann plötzlich vor ihnen stand. Agus half etwas beim Übersetzten, da es trotz unseres mittlerweile guten Indonesisch dann doch noch nicht reichte. Die Jungs hatten wohl etwas zu viele Kung-Fu Bücher oder Filme in letzter Zeit geschaut, jedenfalls posten sie in bekannten Bruce Lee Haltungen vor meiner Kamera und gaben alles, wer weiß wann wieder ein Mister, Mister hier anhält. Mein eigentliches Bild habe ich dann auch noch gemacht.

Die Jungs haben eindeutig zu viel Bruce Lee Filme geschaut.

Wenig später erreichten wir in Aimere den Trans-Flores-Highway, was DIE (einzige) Hauptstraße der Insel ist. Im Verhältnis zu dem, was wir die letzten Tage als Untergrund hatten, war es eine reine Wohltat darauf zu fahren, auch wenn es nicht weniger Serpentinen wurden. Leider spielte sich im Vergleich zu den Straßen davor gleich viel weniger Spektakuläres vor unseren Fensterscheiben ab.

Tag 4

Ruteng – Labuan Bajo (130 km, 4 Std. – UnterkunftGreen Hill Boutique Hotel Labuan Bajo für 33 Euro)

Agus verabschiedete sich am Morgen in Ruteng von uns, aber nicht ohne ein Selfie mit seinem neu gekauften iPad zu machen, welches ich ihm am Abend noch eingerichtet habe. Er muss sich um seine nächsten Gäste kümmern, während für uns das letzte Highlight anstand. Da er auch übergreifende Touren anbietet wie z.B. Bali – Flores – Sulawesi hat er sich mittlerweile einen guten Namen gemacht und wird fleißig weiterempfohlen, wie er uns sagte. Daher ist es nicht verwunderlich, dass er derzeit 500 Anfragen für 2017 vorliegen hat. Was hatten wir ein Glück, dass wir ohne Empfehlung in einen offenen Time-Slot quasi „reingerutscht“ sind.

Spaß im „Party-Bus“ mit Augustinus und seinem Neffen Argen.

Bevor wir uns auch von unserem Fahrer verabschiedeten, ging es zum letzten Halt. Den Spider Web Rice Fields. Reisfelder in einem Tal, die wie ein überdimensionales Spinnennetz aussehen. Jedes der „Pizzastücke“ gehört einer Familie und die ganze „Pizza“ zu einem der angrenzenden Dörfer. Von unserer Aussichtsplattform aus gab das ein tolles Bild, da die Reisfelder derzeit auch grün und nicht gelb oder braun sind. Was ein toller Abschluss der Tour.

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Tag 5 + 6

Labuan Bajo (UnterkunftGreen Hill Boutique Hotel Labuan Bajo für 33 Euro)

Schon bei unserer Ankunft am Abend zuvor, merkten wir wie das tolle, das beindruckende und so ursprüngliche Flores in Bajo schlagartig erloschen ist. Was ein Loch! Im Wesentlichen spielt sich das Leben in einer Straße ab, wo sich Touranbieter und Tauchläden abwechseln. Wir waren noch nicht ganz aus unserem Auto ausgestiegen, da schallte es uns von allen Seiten entgegen: Taxi, Taxi. Ich fragte mich noch, wo ich nach deren Meinung hinwollen sollte, steige ich doch gerade vor unserem Hotel aus einem Auto aus? Scheinbar bin ich der einzige der soweit denkt. Es wäre besser gewesen, dass sich jemand mal um die Straße kümmert, denn die sieht aus wie Schweizer Käse, so groß sind die Löcher in denen sich der Matsch angesammelt hat. Für uns stand schnell fest, dass wir hier nicht wie geplant ein paar Tage bleiben wollen, sondern nur das Minimum: 2 Nächte damit wir den Tagesausflug in den Komodo National Park machen können.

Da wir uns am Abend einfach nicht zwischen den Touranbietern entscheiden konnten und es dann morgens auch noch nach Regen aussah, wollten wir gerade kurzfristig den Flug nach Bali buchen, als wir zufällig die Belgier Wendy und Vince vom ersten Tag (Anreise nach Ende und Moni) wiedertrafen. Die schicksalhafte Begegnung brachte uns kurzerhand zu dessen Touranbieter, der uns für 300.000 IDR (+245k IDR Nationalparkgebühren) mitnahm, was ein guter Preis ist.

Jurassic Park

So saßen wir wenig später zusammen in einem Boot Richtung Rinca, wo die Komodo Warane in freier Wildbahn leben. Die größten Echsen der Welt werden bis zu drei Meter lang und bringen bis zu 130 kg auf die Waage. Sie wirken eher träge, was wohl Teil ihrer Masche zum Jagen ist. Zu ihrem Beuteschema gehören u.a. Ziegen, Wildschweine und Mäuse.
Aber auch wir dürften uns nur bis auf ein paar Meter nähern. Sicher ist sicher, denn ihre Zungen übertragen ein Gift und man will ja auch nicht in der lokalen Zeitung stehen.

Es leben ca. 1.000 dieser Kreaturen auf Rinca und wir schätzen uns schon sehr glücklich, dass wir 6 der Tiere zu Gesicht bekommen, bevor unser Boot wieder ablegt.

Die größten Echsen der Welt.

Weltuntergang

Im Rahmen unser Tour hielten wir auf dem Rückweg an zwei der kleinen Inseln um etwas zu Schnorcheln und uns zu sonnen, als am Horizont plötzlich ein schwerer Sturm aufzog.
Schnell fuhren wir zurück Richtung Hafen, aber mit jedem Meter den der Sturm näher kam, wurde der junge Bootskapitän deutlich unruhiger. Hinter uns baute sich eine weißgraue Wand auf, die wie eine Lawine hinter uns herrollte. Noch hatten wir Vorsprung und die Hoffnung, dass wir den Hafen rechtzeitig erreichen konnten, um sicher von Board zu gehen.

Am Ende langte es um wenige hundert Meter nicht aus und die Lawine traf uns mit voller Wucht! Der Regen peitschte uns um die Ohren und durch die hohen Wellen konnten wir unmöglich im Hafen einlaufen. So versuchte der Kapitän an einem der großen Tauchschiffe anzudocken. Was erst im dritten Anlauf klappte und er zwischendrin fast ins tosende Meer gefallen wäre. Völlig durchgeweicht und durchgefroren, da wir dem Regen nahezu schutzlos ausgesetzt waren, wärmten wir uns gegenseitig und wickelten uns in unser letztes trockenes Handtuch ein.

Ohne Worte!

Ein kleines Rettungsboot sollte uns, nachdem der Sturm etwas nachgelassen hatte, zur Küste bringen wo wir uns auf eine heiße Dusche freuten.

Abends ging es dann mit allen „Überlebenden“ der Bootstour auf den Fischmarkt und man erfreute sich angesichts der tollen und aufregenden Ereignisse des Tages.

Fazit

Eine wahnsinnig intensive und schöne Woche mit sooooo freundlichen Menschen (außer in Labuan Bajo) ging mit unserem Rückflug am nächsten Mittag zu Ende. Nach unserer tollen und ebenfalls abenteuerlichen Zeit in Toraja auf der indonesischen Insel Sulawesi, wird uns diese Woche mit Sicherheit ebenfalls in sehr guter Erinnerung bleiben.

Jeder Euro, den wir in den Tour Guide und seinen Fahrer investierten, war es wert, hätten wir niemals einen so guten Einblick abseits der Touristenpfade bekommen. Agus hat nun bestimmt ein großes Loch im Bauch, haben wir ihn so viel gefragt, wollten wir doch die Zusammenhänge verstehen und so viel wie möglich mitnehmen. Er wurde niemals müde uns alles geduldig zu erklären

Für uns geht es die letzten Tage zurück in unsere Villa nach Canggu (Bali), wo wir unsere Abschiedstour drehen.

Es sind jede Menge tolle neue Bilder online, viel Spaß beim Anschauen.

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Abschiedstour in Canggu und Durchblick in Singapur

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Einmal ans Ende und zurück – Flores (1)