Wie war’s – Unser Indien Fazit, gespickt mit Reisetipps

Wir sind die letzten Tage und Wochen häufig gefragt worden: „Und wie ist Indien?“. Ganz ehrlich, wir wissen es nicht, wir waren ja fast „nur“ in Rajasthan. Dieses Land ist so groß und daher von Nord nach Süd und West nach Ost auch so unterschiedlich.

Drei faszinierende Wochen Indien sind vorbei. Drei Wochen in denen wir viel gesehen, gestaunt und oft den Kopf geschüttelt haben. Aber auch drei intensive und anstrengende Wochen, von denen wir uns erst mal erholen müssen und sicher Zeit brauchen, um die ganzen Eindrücke weiter sacken zu lassen.

Warum trotzdem die Wahrscheinlichkeit für einen weiteren Besuch von uns unwahrscheinlich ist und nützliche Reisetipps zusammen mit unserem Fazit über dieses unglaubliche Land wollen wir euch nicht vorenthalten.

Route

Eine spannende Stadtführung in Delhi machte den Anfang, bevor es zum Weltwunder, dem Taj Mahal nach Agra ging. Mit einer abenteuerlichen Zugfahrt ging es nach Jaipur, für die uns manch Inder bewundert, dass wir das so gemacht haben. Es folgten farbenfrohe Städtetouren in der Pinken Stadt (Jaipur), Blauen Stadt (Jodhpur) und der Goldenen Stadt (Jaisalmer), wo es auch auf Kamelen in die Thar Wüste für eine Nacht ging.

Ein Malkurs in Udaipur, der Stadt am See war zugleich das Letzte, was wir im Bundesstaat Rajasthan gemacht haben, bevor wir eine Woche bei Freunden auf den Campus in Ahmedabad verbrachten – der Heimat von Gandhi.

Mach dir dein eigenes Bild

Gut, dass wir es endlich nach Indien geschafft haben. Viel zu lange haben uns die Horrorgeschichten anderer Reisender über Indien abgehalten. Natürlich ist Indien ein Land wie kein zweites auf dem Planeten und entweder man liebt es oder man hasst es, dazwischen gibt es nichts. Ganz einfach. Wie ein Lichtschalter. Ein oder aus – digitale Nerds sprechen hier auch von 0 oder 1 .

Die 14-Tage Rajasthan waren schön, aber man braucht dann auch Urlaub danach oder irgendwas zum Herunterkommen. Leider waren für uns die Region Goa bzw. das weiter südlich gelegene Kerala wetterbedingt und auch preisbedingt hier keine guten Optionen, um die letzte Woche dort zu verbringen. Das mag vielleicht in der Hauptsaison ab Oktober bis März anders ausschauen – zumindest wetterbedingt.

Was einen so schlaucht, ist nicht dass es überall nach Urin riecht, weil alle zwei Meter Typen stehen und egal gegen welche Wand pinkeln, überall Tiere rumrennen und Müll herumliegt. Nein, es ist die staubig trockene Luft und die überdimensionierten Hupen der TukTuks, Busse, Autos usw. im Straßenverkehr, welches einem stressige Tage und schlaflose Nächte bereiten. Nicht weil es nachts so laut ist, sondern weil es noch im Kopf nachklingelt.

Während andere Länder breite Reifen und dicke Musikanlagen in ihre fahrbaren Untersätze einbauen, wird hier scheinbar nur die Hupe gepimpt und damit es ja jeder weiß, befindet sich das gute Stück im Dauereinsatz. Die eigene aggressive Fahrweise soll den Einsatz dann scheinbar rechtfertigen.

Reise Rhythmus

An den Rhythmus alle 2-3 Tage mitten in der Nacht aufzustehen um einen der Züge zu bekommen (Abfahrt meist zwischen 5-6 Uhr), um dann 5-6 Stunden zu reisen, haben wir uns nicht gewöhnen können.

Die anschließende Suche nach einem chilligen Platz, um an- bzw. herunterzukommen oder einfach mal gemütlichen ein Kaffee zu trinken und ein Buch zu lesen endete meist ergebnislos. So fanden wir uns auf Plastikstühlen oder einer abgewetzten Couch in einem kargen Raum bei Neonlicht meist wieder. Wir fragten uns: Warum ist das hier so? Wenn man all die tolle Handwerkskunst der Tempel oder auf den Straßenmärkten sieht und auch die Materialien, wie z.B. das universell einsetzbare Bambus vor Ort vorhanden sind, scheint es eher an der nichtvorhandenen Kreativität zu liegen, die man doch in Süd-Ost-Asien überall vorfindet.

Tipps zur Fortbewegung: 

1. Zug fahren 
Das Wichtigste ist, sich rechtzeitig (wenn möglich 7-10 Tage im Voraus) um die Tickets kümmern, damit du nicht in der zweiten Klasse (letzte Klasse) fahren musst, wenn du das nicht willst. Hilfreiche Webseiten hierzu waren für uns:
 
- Seat61 - tolle Seite für alles rund um die Zugfahrt (Routen, Klassen, Preise usw. inkl. Bilder)
- Make my Trip - zum Checken der Zugzeiten und Verfügbarkeit. Man kann sich mittlerweile wohl auch mit einer ausländischen Kreditkarte anmelden, bei uns
ging es leider nicht. 

Zur Buchung benötigt man:  
- Indische Kreditkarte - das lösten wir meistens mit jemanden aus dem Hotel, dafür bekam er entweder 100 Rupie (1,30 Euro) oder 10% vom Ticketpreis als kleines Dankeschön. Eine Reiseagentur in Delhi wollte 50% on-Top :-( 
- Indisches Telefon Nr. für dein (e-)Ticket
- Reisepass und teilweise Visa

Am besten das Trinken frühzeitig stoppen und nur zum Lippen befeuchten etwas Wasser während der Fahrt trinken, um Toilettengänge zu vermeiden. Den Abend vorher gut überlegen, wo man essen geht und am besten Kekse oder Parantha als Snack mitnehmen. 

Eine tolle Unterstützung bei der Zugfahrt ist die App maps.me es werden nämlich keine Durchsagen im Zug gemacht und so verpasst man garantiert nicht sein Ziel.

2. Bus fahren 
Bei manchen Strecken, wie z.B. von Jaisalmer nach Udaipur bieten sich die guten AC Busse der verschiedenen Gesellschaften an. Mit Parshwanath haben wir gute Erfahrung gesammelt. Shrinath und Eagle sollen auch gut sein. Hierbei hat uns folgende Seite geholfen:
- RedBus
 

3. UBER-Taxi-App (nur mit WiFi oder indischer Telefonkarte nutzbar)
Einfach herunterladen und PayPal oder Kreditkarte hinterlegen und los geht die Fahrt. UBER ist sehr beliebt und weit verbreitet, gerade in Rajasthan und absolut bedenkenlos.
Selbst mit harten und zum teil nervigen Verhandlungen mit den TukTuk Fahrer bekommt man die UBER Preise nicht ausgehandelt. Wir sparten so pro Fahrt um die 50-60%! An Flughäfen sogar noch mehr. 
Wichtig: deine indische Telefonnummer (siehe weiter unten) in den Kontakt-
daten angeben, falls dich der Fahrer mal kontaktieren muss.

Wo geht es hier nach Asien!?

Wir waren überrascht wie wenig Indien mit dem östlicheren Asien (China, Thailand, Indonesien, und alles was dazwischen liegt), das was wir kennen, gemeinsam hat und dass viel mehr die arabischen Einflüsse dominieren. Nachdem uns immer gesagt wurde „Wenn euch Asien gefällt, gefällt euch auch Indien.“, sagen wir jetzt: „Wem arabische Kultur und Länder wie Marokko, Ägypten und die östlich Arabische Welt (Saudi-Arabien & Co) gefällt, der wird Indien mögen.“

Mensch ärgere dich nicht

Haben wir bis jetzt auf unseren Reisen nach Asien immer freundliche und offene Menschen mit einem Lächeln im Gesicht getroffen, war es für uns in Indien sehr schwer mit Einheimischen in Kontakt zu kommen oder ein Lächeln zu ernten. Und das obwohl im Verhältnis zum östlicheren Asien hier nahezu jeder Englisch, wenn auch indisches Englisch spricht.

Viele der Männer waren sehr damit beschäftigt San ständig anzustarren oder wie wild und ungefragt bis zu dreist Bilder von ihr zu machen, so dass sie sich zwischenzeitlich in einem Fort selbst als Ausstellungsstück gefühlt hat. Dabei konnte sie wahrscheinlich noch froh sein dass sie sich immer „zugepflastert hat“ (lange und weite Kleidung) im Verhältnis zu manch anderen Reisenden. Ich mag mir gar nicht vorstellen was das für ein Spießruten-lauf am Strand geworden wäre.

Kosten

Mit BudgetYourTrip hatten wir bei den anderen Ländern gute Erfahrungen gemacht um das Budget zu ermitteln. Für Indien trifft das angegebene Tagesbudget (Durchschnitt zwischen Backpacker und Midrange) von 15€/Tag nicht zu. So lag unser Tagesschnitt mit etwas über  30€/Tag sogar höher als z.B. in Indonesien.

Zu dem erhöhten Tagesschnitt hat auch die mehr als lästige Frage „Wo kann man hier was essen, ohne es mit dem Magen zu bekommen?“ beigetragen. So waren wir zwangsweise bereit einige Euro für ein sauberes Restaurant mehr auszugeben, um auf sicher zu gehen, während wir in Indonesien an jeder Straßenecke günstig essen konnten. Eine gute Hilfe für jeden Ort war hier die jeweilige Top Ten-Liste der Restaurants auf TripAdvisor, die wir alle angesteuert haben und nie Magenprobleme hatten.

Für unseren Anspruch an eine Unterkunft mit sauberem Bad und sauberem Bett, zudem mit Fenster für Sandra, mussten wir ebenfalls tiefer in die Tasche greifen. Der einmalige Versuch mit einem günstigen Zimmer zu sparen, endete in einer Katastrophe mit einer schlaflosen Nacht, weil wir uns so geekelt haben.

Tipps zur Hotelsuche 

Um den besten Preis für deine Unterkunft zu bekommen oder erst mal überhaupt herauszufinden was eine gute Unterkunft ist, helfen Seiten wie: 

- Oyo Rooms 
- Agoda 
- Booking.com 
- TripAdvisor

Wobei bei Oyo Rooms von den Bewertungen Einheimischer lebt, so dass Sandra dann doch eher Agoda und Booking bevorzugt hat. Als erstes asiatische Land ist in Indien Booking besser sortiert. Lest Sandras Hotel- und Restaurant Bewertungen auf TripAdvisor.

Packliste

Unsere rollbaren Reisetaschen mit Rucksackfunktion haben sich für uns bis jetzt auf der gesamten Reise mal wieder als optimale Wahl herausgestellt. Jedoch würden wir für Indien einen reinen Backpacker empfehlen – und zwar so klein wie möglich.

Unsere Rechnung das Reisegepäck temporär mit zwei drei günstig geshoppten dunklen Klamotten aufzustocken, stellte sich als genauso guter Schachzug heraus wie Feuchttücher, Toilettenpapier und Handreinigungsgel einzupacken. Auch die in Kuala Lumpur gekaufte Sleepingbag kam bei insgesamt 1/3 aller Nächte zum Einsatz und war somit eine gute Investition.

Nützlicher Helfer - Telefonkarte (Pre-Paid) 

Empfehlenswert ist als erstes, entweder am Flughafen oder im ersten Hotel eine Pre-Paid Karte (unsere war von Vodafone) mit nur Datenvolumen zu kaufen (397 Rupie = 5,30 Euro für 2 GB). Wir brauchten sie sehr häufig u.a. für UBER, für die Zugrecherche oder auch um im Zug zu sehen, wann man überhaupt da ist.
 
Um eine Karte kaufen zu können, benötigt man: 
1. ein Passbild 
2. eine Schreiben von einem Inder oder eine Rechnung mit Visitenkarte vom Manager des Hotels indem man wohnt 
3. Kopie des Reisepasses inkl. Visa 
4. Zeit und etwas Geduld

Auch wenn die Zusammenfassung unserer Indien Reise hier etwas ernüchtern klingt, würden wir die Zeit nicht missen wollen und alles in allem waren wir positiv überrascht. Was leider in Summe unangenehm war, ist das ständige angestarrt werden für San gewesen, während ich an ihrer Seite meist überhaupt nicht wahrgenommen wurde.

Indien bzw. Rajasthan ist aufgrund der Kultur und Geschichte die sich in den vergangen Jahrhunderten immer wieder geändert hat ein spannendes Reiseziel, aber man sollte wissen, auf was man sich einlässt, besonders als blonde Frau.

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Auf Gandhi’s Spuren – Ahmedabad