Weltreise 2.0

Die digitalen Vorbereitungen sind in meine Hoheit gefallen – ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte
Die Frage die mich seitdem beschäftigt: Wie hat man das alles nur früher, vor dem ersten iPhone bzw. Cloud-Service gemacht. Die Antwort scheint recht einfach. Es ging auch ohne!

Die Besonderheit dieser Reise ist, dass wir zum ersten Mal einen Rechner mitgenommen haben. Da wir planen auch von unterwegs etwas zu arbeiten, war das leider unumgänglich. Wie ich aber leider auch feststellen dürfte, freut sich der neue Blog über die Bedienung per Rechner.

Die Festplatte gehört auch mal aufgeräumt 

Also habe ich vor dem Abflug im März schnell auf Sandras MacBook einen Account mit meinen Namen eingerichtet und angefangen Daten und Programme drauf zu kopieren, die ich meinte, unterwegs zu benötigen. Doch was braucht man eigentlich unterwegs?

Auch hier stößt man mal wieder in Regionen des eigenen Rechners vor, die mal gründlich auf- und vor allem ausgeräumt gehören. Was hab ich alte (Daten-)Leichen gefunden. Kein Wunder, dass trotz großer Festplatte nie wirklich viel Platz auf meinem Rechner war. Auch hier ist Reisen mit leichten Gepäck angesagt.

Safety first & Cloud-Speicher

Kaum war mein Account auf Sandras Rechner eingerichtet, ging es erstmal in die Sicherheitseinstellungen von Mac OS X wo ich FileVault (Festplattenverschlüsselung) aktiviert habe. Eine erste Maßnahme für den Fall dass der Rechner doch in falsche Hände gerät – was wir natürlich nicht hoffen. Aber man weiß ja nie!

So aktiviert man FileVault am Mac:
Systemeinstellungen -> Sicherheit -> FileVault -> Aktivieren

Ohnehin liegen die wichtigsten Daten auf einem Cloud-Speicher. Reisepass, Führerschein, Impfpass uvm. liegt alles dort zur Sicherheit ab. Wenn wir – zugegebenermaßen unplanmässig –  nackig am Strand aufwachen sollten und alles weg ist, ist unser größtes Problem, wo wir eine Hose herbekommen. Unseren Identitätsnachweis würden wir in jedem Internet-Café herunterladen können. Schöne Welt 2.0.

Cloud-Dienste:

Einer der bekanntesten Anbieter ist hier die Dropbox, mit Apps für Smartphones und einer nahtlosen Integration auf dem Betriebssystem für Mac und Windows. Neben dem kostenlosen Account mit 2 GB Speicherplatz, der z.B. für Dokumente ausreicht, gibt es eine Upgrade-Variante (beim Einwurf von ein paar Euros) mit 1 TB Speicherplatz, was dann auch für Bilder und Backups ausreicht. Die Kosten liegen mit 9,99 Dollar/Monat oder 99 Dollar/Jahr recht hoch wie ich finde, ausser man benötigt den gesamten Speicherplatz.
Für Mac-User gibt es dann noch die Alternativ-Variante der iCloud, die mit nur 0,99 Euro/Monat für 50 GB zu Buche schlägt. Das sollte in den meisten Fällen reichen. Optimal ist, wenn man seine Fotomediathek ebenfalls in der Cloud speichert. Dann hat man neben dem zentralen Zugriff auch noch das Backup gleich in einem abgefrühstückt :-)

Upgrade des iCloud-Speichers auf dem Mac:
Systemeinstellung -> iCloud -> Verwalten -> Mehr Speicher kaufen

Die Kopie des Reisepasses hat man nicht mehr in der Brusttasche

Wie hat man das nur früher gemacht? Eher zufällig hatte ich vor Abreise einen Reiseführer aus längst vergessenen Tagen in den Händen, der mir verraten hat: „Machen Sie Kopien aller Dokumente vorab. Wenn Sie vor Ort einen Einreisestempel im Reisepass haben, suchen Sie einen Copyshop auf und machen davon ebenfalls eine Kopie. Passen Sie gut auf die Dokumente auf und bewahren Sie diese an einem andern Ort auf, wie die Originale.“
Das hört sich plausibel an, aber bei einer Tasche und einem Rucksack ist da die Auswahl nicht besonders groß  In der heutigen Zeit löst man das mit einer ScanApp (z.B. PaperScan) welche die gemachten Bilder der Dokumente und des Stempels im Pass in dem gewünschten Cloud-Speicher hochlädt und dank Free-Wifi am Flughafen noch direkt an Ort und Stelle, wenn man das will .

Das gleiche Prinzip gilt für unsere Offline-Post. Solch Old-School Zeugs gibt es ja immer noch. So haben meine Eltern die gleiche App auf dem Homescreen ihres Smartphones und können bei wichtigen Informationen/Briefen usw. jederzeit bequem so in unseren „Cloud-Posteingangs-Ordner“ scannen. Für Rechnungen haben wir einen Filter eingebaut, der das Dokument direkt löscht .

Die guten alten Reise-Schecks kennen mittlerweile nur noch Wenige von uns. Gibt es die überhaupt noch? Mit Online Banking (hier bietet sich die DKB für kostenloses Abheben im Ausland an), PayPal & Co hat man seinen Geldfluss die ganze Zeit im Auge. Was wir bereits festgestellt haben ist, dass es kein Fehler ist neben einer Visa-Karte eine Mastercard zu haben oder umgedreht. Manchmal wird die eine Karte nicht genommen oder eine Buchungsaktion läuft, die nur mit der anderen gemacht werden kann.

Programmwahl

Nach ein paar Monaten Reise hat sich herausgestellt, dass die in der Vorbereitung installierten Programme die richtige Wahl gewesen sind. So zählt zu den von mir am häufigsten verwendeten Applikationen Lightroom von Adobe, mit der ich unsere Bilder verwalte und katalogisiere und ganz wichtig: bevor wir sie speichern rigoros aussortiere.

Eine passende Alternative für uns als Mac-User wäre da noch Fotos von Apple gewesen, was von Haus aus mitgeliefert wird und neben der einfachen Verwaltung und Fotobucherstellung ebenfalls die Möglichkeit besitzt direkt in der Cloud zentral zu speichern. Doch dazu später mehr.

Darüberhinaus verwenden wir die „Notizen-App“ die mit unseren iPhones gekoppelt ist, um Sachen oder Informationen, auf die wir von z.B. anderen Reisenden aufmerksam gemacht werden, schnell zu notieren. Gut dass man hier auch Bilder/Fotos und Screenshots mit einbeziehen kann.

Die App maps.me (iOS Download) ist ein Offline-Navigationssystem und für unserer Reise nicht mehr wegzudenken. Während ich mich beim Rollerfahren um das Überleben auf der Strasse kümmere, kümmert sich Sandra via maps.me darum, dass wir unser Ziel erreichen. Immer mit Erfolg :-). Aber auch um bei Preisverhandlungen mit Taxifahrern (hehe, wir wissen dass das Guesthouse nur 2 km ums Eck ist) schneller auf unserem Wunschpreis zu kommen, hat sich der kleine Helfer vielfach bewährt.

Zum täglichen Tracken der Ausgaben, verwenden wir die Budgetierungs-App TrailWallet die sich sehr bewährt hat und über die Sandra in dem „Budgetkalkulation für eine Weltreise – …“ bereits ausführlich berichtet hat.

Büchertauschen ist so 90er

Steve Jobs sagte seiner Zeit bei der Präsentation des ersten iPods: „… eine Million Songs in meiner Hosentasche!“ Was damals für Musik zutraf, gilt heute auch für Bücher. Was haben wir vor unserer Zeit des Kindle (Amazon Store) nur alles an Büchern mitgeschleppt. Auf unserer 3,5 Monats-Reise im Jahr 2011/2012 z.B. waren es bestimmt 3-4 kg für jeden von uns! Heute habe ich rund 60 Bücher mit insgesamt 195g bei mir und kann mir jederzeit Nachschub oder Neuerscheinungen holen. Was ein Luxus!

ACHTUNG: Da es in vielen Ländern mit Äquatornähe sehr zeitig dunkel wird, empfiehlt es sich auf ein Model mit beleuchteten Display wie z.B. den von uns verwendeten Kindle Paperwhite o.ä. zurückzugreifen.

Was allerdings mit den eBook Reader verloren geht, ist die weltweite Tauschbörse nach dem Zufallsprinzip. In Asien, bestimmt auch anderswo in der Welt, haben sich kleine „Tante-Emma-Läden“ ein kleines bzw. zum Teil sehr großes Tauschregal mit Büchern aus aller Welt eingerichtet. Man dürfte sein ausgelesenes Buch hineinstellen und ein anderes gegen einen kleinen Obolus mitnehmen. So hat man sich Zeit genommen das Regal durch zu schmökern, in der Hoffnung etwas Interessantes und idealerweise in deutscher Sprache zu finden. Unter anderem haben wir so die sagenhafte Harry Hole-Bücherserie von Jo Nesbo gelesen, von dem wir heute große Fans sind. Das geht im Zeitalter des Online-Kaufs leider immer mehr verloren.

Netflix, Spotify & Co. verweigern ihren Dienst

Eine Ausnahme der super heilen Welt 2.0 bilden allerdings die Musik- und Fernseh-Streaming-Dienste. Über Silvester waren wir in Barcelona und wollten, leicht verkatert an Neujahr, eine Folge von unserer Lieblingsserie „True Detectiv“ schauen. Ich guckte jedoch nicht schlecht, als die Netflix-App mir sagte, dass dieser Service in dem Land, in dem ich mich gerade befinde, nicht abgerufen werden kann Einige Suchanfragen bei Google bestätigten mir das, und auch andere Anbieter handeln nach dem gleichen Prinzip. Damals war der Work-around, wie es Neudeutsch heißt, sprich die Abhilfe, sich ein Browser-Plugin zu installieren, welches dem Anbieter vorgaukelt, man sei in Deutschland (VPN). Aber auch das ist laut Medienberichten seit April 2016 unterbunden.

Über die Schattenseiten werden bestimmt auch einige gestolpert sein, wenn sie die kostenfreie Version von Spotify, Napster & Co verwenden. Auch hier soll das der Fall sein. Auf der einen Seite wollen die Anbieter dass man keine Musik mehr besitzt und stattdessen lieber dauerhaft leiht, aber wenn ich sie brauche, nämlich auf Reisen und am Strand, wird sie einem vorenthalten

Vorsicht: Identitätsklau

Dem Thema Identitätsklau möchte ich mich zum Schluss noch kurz annehmen. Ein paar Tage bevor unsere Wohnung vermietet wurde, klingelte mein Telefon: die Dame von der Vermittlungsagentur. Ob ich eine @web.de Adresse und die Wohnung für fast die Hälfte vom vereinbarten Preis auf eigene Faust bei ImmoScout eingestellt habe.
Auf die drei ??? in meinem Kopf, folgten zwei „nein“ aus meinem Mund. Warum auch? Es stellte sich heraus, dass Jemand unter meinem Namen, mit meinen Bildern und einer sehr traurigen, privaten und detailreichen Geschichte unsere Wohnung vermieten bzw. wahrscheinlich nur an die Kautionsvorauszahlung kommen wollte. Frei nach dem Motto: ‚Jeden Tag steht irgendwo ein Dummer auf.‘, bin ich mir leider recht sicher, dass bei dem aktuellen Wohnungsmarkt Irgendwer sogar so verzweifelt gewesen wäre und dem Betrüger eine Anzahlung gegeben hätte. Was uns mal wieder gezeigt hat: Nichts ist wie es scheint im schönen Zeitalter des Internets.

Fazit der Welt 2.0

„Wo Licht ist, fällt auch Schatten“ – das Digitalisieren verändert unseren Alltag und somit uns. Trotz der Negativ-Erlebnisse muss ich sagen, haben wir das Gefühl deutlich unbeschwerter die große Reise antreten zu können. Beim richtigen Verwenden und Anwenden der neuen Möglichkeiten stellt man schnell deren Vorteile fest. Ich würde mich dennoch gerne mal mit Jemanden unterhalten, der vor 10-15 Jahren eine Weltreise gemacht hat und wie seine Notfall-Szenarien ausgesehen haben.

Wie das aber immer so mit dem Planen ist, es kommt eh immer anders, und zweitens als man denkt! Somit sind wir gespannt, an was wir nicht gedacht haben.

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