Hong Kong’s Waschküche

Nach unserem ersten und letzten Stopp im Jahr 2011 in der Asia’s World City, wie sich Hong Kong selbst nennt, freuten wir uns darauf die andere, die grüne Seite mit den Nationalparks und Stränden dieser pulsierenden Metropole kennenzulernen und planten dafür eine Woche ein.

08.06.-15.06.2016 ::
Nach unserem ersten und letzten Stopp im Jahr 2011 in der Asia’s World City, wie sich Hong Kong selbst nennt, freuten wir uns darauf die andere, die grüne Seite mit den Nationalparks und Stränden dieser pulsierenden Metropole kennenzulernen und planten dafür eine Woche ein.

Mit der Airline Peach (zu deutsch Pfirsich), die wider erwarten lila und nicht pfirisch als Farbton im Logo hat, ging es frühmorgens direkt von Osaka die 3:35 Std. nach Hong Kong.

Immer eine Frage, von wo man kommt

Waren wir am Ende unseres Japans Aufenthaltes schon fast von den peniblen Vorgaben und meist lemminghaften Fortbewegen und Anstehen genervt, sehnten wir uns spätestens nach einer Stunde in Hong Kong wieder zurück.
Wie heißt es so schön: 1. Es ist immer eine Frage, von wo man kommt. und 2. Man weiss Sachen erst zu schätzen, wenn man sie nicht mehr hat.
Bei dem chaotischen Kreuz-und-Quer auf den Bürgersteigen hatten uns in der Zeit schon einige Leute über den Haufen gerannt, geschnitten und sich vor uns in die Bahn bzw. den Aufzug gedrängt, so dass wir zu einer Art Selbstverteidigungstrategie übergegangen sind und uns so nahtlos in das System eingepasst haben. Was dazu führte, dass in den kommenden Tagen einige der kleinen Asiaten an einem zwei Köpfe größeren Mitteleuropäer und seiner Blondine abgeprallt sind und bedingungslos über den Haufen gerannt wurden, wenn sie beim Laufen mal wieder nur aufs Display des Smartphones starrten. Sorry, aber die haben angefangen! 

The mystery Mirador Mansion – Die Stadt in einem Haus

Nachdem uns unsere erste Unterkunft kurzfristig wegen eines Wasserschadens abgesagt hat, haben wir mit dem 3D Inn schnell eine passende und auch günstigere Alternative gefunden und zum Trost noch einen äußerst großzügigen Gutschein von Airbnb für die Unannehmlichkeiten bekommen. Da freut sich unser Budget.
Über das Treiben in unserem Wohnkomplex, dem Mirador Mansion, lässt sich bestimmt eine sehr gute Doku bzw. Soap drehen. Von aussen sehr unscheinbar, ist es in dem Gebäude wie in einer eigenen Stadt, in der es alles gibt, man muss es nur finden. Das Gebäude hat 16 Etagen und auf jeder Etage befinden sich ca. 50 Türen. Hinter jeder Tür versteckt sich wiederum etwas – häufig eine Unterkunft mit 4-6 Zimmern. Ich mag mal behaupten, so richtig weiß keiner wie viele Zimmer hier vermietet werden. Unsere Unterkunft, so wie 5 weitere, gehören einem Betreiber, haben fünf Namen und sind auf fünf Etagen verteilt und teilen sich eine Rezeption. Nebenan verrichtet ein Tailor (Schneider) seine Arbeit für den die Inder auf der Straße und in dem Untergeschoss die Kunden versuchen einzufangen. Im Untergeschoss gibt es dann noch Essen und Krims-Krams-Lädchen, sowie sehr gute Preise für Kopie-Rolex-Uhren, die uns die Typen am Ausgang zur Metro jeden Tag, nicht müde werdend, eine Woche lang angeboten haben.

„Ghost in the shell“

Am Ankunftsabend streiften wir noch durch das bekannte Mong Kok-Viertel, welches durch die Essensstände und den Nachtmarkt bekannt geworden ist. Als uns komisch geschminkte Gestalten, Kameras und ein Haufen Equipment am Strassenrand aufgefallen sind, blieben wir einen Augenblick stehen. Es wurden mehr und mehr Personen die mit Walki Talkis oder Knopf im Ohr um uns herumwuselten und irgendwas oder irgendwen koordinierten. Auch die Gestalten, die aus der kleinen Seitenstrasse kamen, wurden immer mehr und ausgefallener und erinnerten uns an den Weltendzeit-Film „Mad Max“. Also stellten wir uns einfach mal direkt neben die Kamera um zu schauen, was noch so alles passiert und wie es bei so einem Filmdreh abläuft. Hat man ja immerhin nicht alle Tage und das Essen konnte trotz Hunger selbst für Sandra warten  Kurz darauf stand auch schon die Hauptdarstellerin Scarlett Johansson, welche hier für den Film „Ghost in the Shell“ drehte, direkt neben uns. Scarlett ist unter anderem bekannt aus ihren Rollen in Lost in Translation, Lucy oder The Avengers. Sie fragte mich dann höflich, ob sie vorbei kann und ich ließ sie brav passieren. Ich glaub die steht auf mich.

Die grüne Seite Hong Kongs

Wir freuten uns schon auf das Wiedersehen mit dem „German-Schnitzel“ Simon und seinen Eltern, die wir vor 5 Jahren während eines Urlaubs auf den Philippinen kennengelernt haben und seitdem in Kontakt stehen. Der damals 10-Jährige ist ganz schön groß geworden Die Wiedersehensfreude war auf beiden Seiten sehr groß und wir hatten uns viel zu erzählen. Simon hatte für uns und seinen Vater Andy eine Wanderung zu einem der tollen Strände in den New Territories ausgesucht. Wir waren überrascht wie schnell man aus dem hektischen Treiben der Stadt ist. So dauerte es nicht lange bis wir den Eingang zum Nationalpark mit dem Auto erreichten. Von hier ging es noch 10 min. mit der Fähre weiter, bevor das schweißtreibende Auf und Ab mit einer tollen Aussicht auf den fast leeren Stand von Ham Tin Wan belohnt wurde. Schnell raus aus den verschwitzten Klamotten und rein ins kühle Nass. Da Freitag war, kamen zum Nachmittag einige Städter mit Kühltaschen und Zelt unter dem Arm, um direkt am Strand zu zelten. Das könnte uns auch gefallen, dachten wir uns. Für uns ging es aber, bevor der Regen anfangen sollte, wieder Richtung City zurück.

Am Abend bereitete ich dann für die kommenden Tage eine ToDo-Liste vor, laut der wir noch weitere schöne Wanderungen wie u.a. zu dem bekannten Dragon’s Back Trail machen sollten, hatten wir doch Blut geleckt von der grünen Seite Hong Kongs. Ich wusste zwar von Daniel, einem Freund der eine zeitlang hier gelebt hat, dass es einige Wanderwege gibt. Wieviele es dann aber wirklich sind, wurde mir erst bei der Recherche im Netz klar. Das Tolle: Bei den meisten wird man am Ende mit einem schönem Strand belohnt.

Waschküche

Den Plan mit den Outdoor-Aktivitäten haben wir leider ohne den Wettergott Petrus gemacht. Der meinte es leider nicht so gut mit uns. Es folgte ab dem nächsten Morgen Regen, der fast bis zu unserer Abreise nicht gehen wollte und so galt es die wenigen Regenpausen sinnvoll zu nutzen und nach passenden Indoor-Aktivitäten Ausschau zu halten. Das gestaltete sich als eher schwierig, da das Leben und die meisten Attraktionen (Shopping mal nicht gewertet) draussen stattfinden. Bei konstanten 30 Grad wird Dauerregen zudem was man allgemein unter Waschküche oder Dampfbad versteht. Bei 80-100% Luftfeuchtigkeit steht man in seinem eigenen Saft, sobald man vor die Tür tritt und selbst ein paar Treppenstufen verlangen einem auf einmal alles ab. So hatten wir uns das aber nicht vorgestellt!
Leider fiel auch der Besuch des Drachenboot-Rennens, auf das wir uns so gefreut haben, nach einer ca. 30 minütigen Regenpause ins Wasser. So mussten wir uns wieder in einer der völlig unterkühlten Shopping-Malls Unterschlupf suchen.

Wie gesagt, nach Japan ist HK ein Kulturschock. In der Metro wird lauthals telefoniert und das Jugendwort des Jahres 2015 „Smombie“ (Smartphone + Zombie) muss hier entdeckt worden sein. War in Japan alles steril sauber, findet man hier Waschtee in den Restaurants vor. Vom Nachbartisch erklärte uns ein Deutscher und seine chinesische Frau, dass die Stäbchen, der Löffel und die Teller quasi nur vorgewaschen sind und wir mit dem frischen Jasmintee nun Schüssel für Schüssel damit waschen sollten. Das wird in Hong Kong sogar als freundliche Geste des Restaurants angesehen. Was ein Spaß. Gut, wenn man nette Nachbarn hat, die einem die lokale Welt erklären. Wer weiß, wie das sonst ausgegangen wäre.

Fazit

Bei einer Woche Stadt im Dauerregen kann das Fazit natürlich nicht so gut ausfallen. Hatten wir uns so auf unsere Zeit hier gefreut, war sie u.a. wetterbedingt leider ein Reinfall. Aber auch das einstige individuelle Stadtbild u.a. in Mong Kok & Co. weicht mehr und mehr einem Einheitsbrei aus Geschäften und Malls, die man in jeder Stadt der Welt finden kann. Essenstechnisch hatten wir nach unserer leckeren Erfahrung in Peking auf eine Anknüpfung an das gute chinesische Essen gehofft, wurden aber auch hier enttäuscht. Gut, dass es aufgrund der vielen internationalen Einflüsse Alternativen gab. So dürften wir uns schon mal ein wenig an indisches Essen gewöhnen. Als positiv wird uns die Ecke rund um die Sham Shui Po Metro Station in Erinnerung bleiben, fanden wir hier noch individuelle Geschäfte und das leckerste lokale Essen.

Unsere Schuhe werden uns danken, da für sie, nach zuletzt intensiver Beanspruchung, die nächsten Wochen Urlaub auf dem Programm steht, geht es für uns erst mal barfuss oder in FlipFlops weiter. Unser nächstes Ziel ist Sulawesi, wo wir Tempel schauen gegen Fische-Gucken Baden und Relaxen tauschen.

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