Incredible !ndia – Neu-Delhi und Agra (Taj Mahal)

Mit Vorfreude, aber auch mit jeder Menge Respekt bestiegen wir spät Abends den Flieger nach Neu-Delhi. Was hatten wir nicht alles für Horror Geschichten die letzten Jahre von Freunden und anderen Reisenden gehört, die uns mehr als einmal davon abgehalten haben einen Flug nach Indien zu buchen. Jetzt gab es kein zurück mehr.

19.-21.08.2016 ::
Der Gandhi-Airport begrüsste uns mit einer schnellen und reibungslosen Immigration und als erster Flughafen mit Handdesinfektion-Spray nach dem Finger-Scan, somit war der erste positive Eindruck schon mal geglückt.

Beim Ausfüllen des Einreise e-Touris Visa vor gut zwei Wochen, haben wir noch den Eindruck gehabt, Indien möchte vielleicht gar keine Besucher haben. Neben sehr detaillierten Angaben über die einreisende Person inkl. diverser Dokumente im richtigen Format, darf man u.a. auf dem mehrseitigen Fragebogen seinen Familienstammbaum offenlegen und zum feierlichen Abschluss dann noch 48 Euro überweisen, damit sich dann Jemand den sehr vielen Informationen annehmen und diese überprüfen kann. Das anschließende USA ESTA Formular, welches wir im Anschluss ausgefüllt haben, war ein Kinderspiel dagegen.

Am späten Abend machten wir uns dann auf den Weg vom Flughafen zu unserem Hotel Bloomrooms und haben sehr viele (hoffentlich) schlafende Menschen links und rechts am Straßenrand liegen sehen. Eine Sache die zum Stadtbild gehört. Wir waren darauf eingestellt, aber es ist dann immer noch mal etwas anderes wenn man es selbst sieht.

Delhi-Tour mit Om

Am nächsten Morgen ging es zum Treffpunkt unserer gebuchten Halbtagestour. Om, unserer Tourguide von Reality Tours zeigte uns das alte Delhi. Mit ihm ging es erst einmal in die Metro, die es erst seit 2002 gibt und die, wie er sagt, das Treiben in der Stadt revolutioniert hat. Das glauben wir ihm gern. Also ziehen wir uns für 0,10 € ein Ticket und los geht’s.

Am Ziel, einem nahegelegenen Basar angekommen, gab er uns die 3 goldenen Regeln für Fußgänger in Indien mit auf den Weg:

  1. Good eyes – gute Augen

  2. Good legs – „schnelle“ Beine

  3. Good luck – viel Glück

Während in Indonesien und Kambodscha, was für uns vom Verkehr die bisher verrücktesten Länder gewesen sind, man wie eine Rampensau fährt, aber Rücksicht auf andere nimmt, hält man hier einfach nur drauf und hupt. Fertig. Generell ist das Treiben auf der Straße viel weniger geprägt vom Verkehr als von der ohrenbetäubend und Kopfschmerz erzeugenden Lautstärke der Hupen, die hier lauter zu sein scheinen als im Rest der Welt. Grund zum Hupen gibt es eigentlich immer:

  • achtung ich komme – huuuuuuup

  • ich blinke – huphuphup

  • ich stehe – huuuuuuupuuuup

  • es geht nicht vorwärts, weil ich scheisse gefahren bin – huuuuupppppp

  • es geht nicht vorwärts, weil andere scheisse gefahren sind – huuuuupppppphuuuuuupppp

  • 10 Sekunden sind rum, ich muss schauen ob die Hupe noch geht – hup hup

  • … – huuuuuuuuuuuuuuuuuuupppppppp

Beim Rundgang über die verschiedenen Basare und Sehenswürdigkeiten erzählte Om uns viel Wissenswertes über die Stadtgeschichte, die verschiedenen Götter und den Einfluss der verschiedenen Eroberer der Stadt. Beim traditionellen Chai-Tee am Straßeneck erzählte er uns von seinem Traum ein erfolgreicher Schauspieler zu werden und zeigte uns einen Trailer zu einem Kurzfilm, den er gerade mit Freunden gedreht hat. Gar nicht mal so schlecht. Wir überlegten uns schon uns ein Autogramm geben zu lassen, aber da das so 90er ist, machten wir lieber ein Selfie mit ihm .

Nach dem Rundgang und unserem ersten Tag in Neu- und Alt-Delhi fragten wir uns, wo hier der Haken ist, hatten wir schon deutlich schlimmere bzw. ähnliche Städte gesehen. An herumliegenden Plastikmüll haben wir uns leider in den letzten Wochen und Monaten schon gewöhnt, 400 Millionen Indonesier machen viel Müll und 1,4 Milliarden (!) Inder eben etwas mehr . Der Uringeruch der einem immer wieder in die Nase strömt, treibt uns nach ein paar Stunden in der Stadt auch nicht mehr den Ekel ins Gesicht. Einzig die heiß feuchte Luft macht uns nach einiger Zeit ganz schön zu schaffen. Wir wollen gar nicht wissen, wie es hier im Mai-Juni bei 52 Grad ist.

Sehr positiv überrascht sind wir von den Menschen, dachten wir es herrscht eine ständige Belagerung, ein Gezerre und Betteln vor, ist genau das Gegenteil der Fall. Man schaut mal interessiert zu uns rüber, schließlich gibt es einen blonden Hüpfer hier nicht jeden Tag zu sehen und geht dann seinen eigenen Weg. Sehr angenehm.

Der Zug kütt

Bei unserer ersten Zugfahrt hier waren wir konservativ und haben uns ein Executive-Class (EC) Ticket gekauft. Sehr hilfreich war hier die Webseite von Seat61, die uns die verschiedenen Klassen aufschlüsselte und teilweise bebilderte. Damit man erst mal ein Ticket am Schalter kaufen darf, muss man sowohl seinen Pass als auch das Visum vorlegen. Früh Morgens um 6 Uhr ging es dann von Gleis 1 Richtung Agra, wo der Taj Mahal auf unseren Besuch wartete.

Neben jeder Menge Beinfreiheit bekamen wir in den zwei Stunden Fahrt die Morgenzeitung und ein ausschweifendes Frühstück serviert. Das nenne ich mal Luxus für gerade mal 13 Euro (1.000 Rupie). Wir wussten aber auch, für das nächste Mal reicht das kleinere CC-Ticket, sprich eine Klasse darunter, auch aus.

In unserer Unterkunft Dolphin Inn legten wir uns erst mal aufs Ohr, wollten wir doch ausgeschlafen und in aller Ruhe das Mausoleum anschauen und man hat uns gesagt, dass Nachmittags das Licht besonders gut für Bilder ist.

Ein weiteres der 7 Weltwunder

Ausgeschlafen und im Yash Café gestärkt, ging es dann endlich zum Eingang des Weltwunders der Neuzeit, dessen Preis gerade mal eben von 750 auf 1.000 Rupiah (13 Euro) angehoben wurde. Inder zahlen übrigens angenehme 20 Rupias (0,26 Euro). Dafür bekamen wir wenigstens eine Flasche Wasser und dürften die lange Schlange am Security Check überspringen. Es war einiges los, aber im Verhältnis zu den Sehenswürdigkeiten in Peking doch eher überschaubar. Ähnlich wie in China, waren es vor allem einheimische Touristen die um uns herum waren und ab und an mal nach einem Foto oder Selfie fragten.

Dann standen wir vor dem imposanten Gebäude, welches viele fälschlicherweise für einen Tempel halten, aber in Wirklichkeit ein Mausoleum von Kaiser Shah Jahan für seine dritte und liebste Frau gebaut wurde, die bei der Entbindung seines 14. (!) Kindes starb.

Das Gebäude, das komplett aus Marmor gebaut wurde, entspricht der perfekten Symmetrie, was mir als großer Freund von Symmetrien sofort ins Auge gefallen ist. Der Clou ist die gigantisch große quadratische Marmorplatte (100×100 m) auf die das Mausoleum gebaut wurde und dieses somit wie auf ein Podest setzt. Somit sieht der Taj Mahal (fertiggestellt 1640, Bauzeit 8 Jahre) an sonnigen Tagen, wenn man davor steht und ein Bild macht, immer so aus als wäre er vor blauem Hintergrund freigestellt worden. Leider meinte es Petrus nicht so gut mit uns und wir waren schon sehr glücklich dass es nicht regnete und mussten uns den Effekt leider denken.

Während die Kalligrafin am Eingangsportal, die von unten nach oben größer werden damit sie einem immer gleich groß erscheinen, interessant waren, ist das Innere für uns sehr unspektakulär gewesen und somit waren wir sehr froh, dass wir die lange Menschenschlange, die einmal um das ganze Gebäude reichte, dank des Touri-Tickets haben überspringen dürfen. Manchmal ist es eben doch gut, wenn man mehr bezahlt.

Anschließend besorgten wir uns am Bahnhof mit freundlicher Unterstützung eines jungen einheimischen Pärchens ein Ticket für die Weiterfahrt und mussten feststellen dass hier leider nicht alles so gut organisiert war wie in Neu-Delhi am Bahnhof. Da sowohl die EC- als auch die CC-Klasse und eigentlich alle anderen Klassen darunter ausgebucht waren, entschieden wir uns spontan für die zweite Klasse (unterste Zugklasse), da wir sonst noch einen Tag länger hätten in Agra bleiben müssen.

Wir ärgerten uns etwas, denn man hätte die Tour auch in einem Tag machen können und den 17:40 Uhr Express-Zug (Taschen kann man im Yash Café gegen eine kleine Gebühr abgeben) weiter nach Jaipur nehmen können. Naja, dann beim nächsten Mal eben.

Zurück im Hotel war die Aufregung groß, denn wir haben unser morgendliches Nickerchen im falschen Bett gemacht. Was war passiert? Wir hatten eine Bestätigungsmail von Agoda, aber das Hotel noch keine, somit hat die freundliche Dame, die unsere müden Augen gesehen hat, uns das nächste freie Zimmer gegeben. Als wir Abends wiederkamen war klar, dass wir im falschen Hotel waren. Da neben der Buchungsplattform Agoda sich eine Oyo-Hotel Plattform dazwischen geschaltet hat, kam es zur Adressverwechselung bei den Systemen. Daher stiefelte ich im Dunkeln mit meiner iPhone Taschenlampe bewaffnet alle umliegenden Hotels ab, bis wir unser richtiges (Crystal Inn) gefunden hatten. Nach dem Umzug ins richtige Zimmer und einer Dusche ging es ohne über los zu gehen ins Bett, denn um 3 Uhr klingelte der Wecker für unsere Weiterfahrt in der zweiten Klasse nach Jaipur – doch dazu das nächste Mal mehr.

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Das stolze Rajasthan – Maharaja Städte Jaipur und Jodhpur

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Das kleine 1×1 – Stopover in Kuala Lumpur