Die letzten ihrer Art – Kinabatangan River
Nach einem tollen letzten Abend mit unserem sympathischen Spanier in Semporna, ging es am nächsten Morgen weiter in das 4 Stunden entfernte Sukau, in der Hoffnung bei einer Flussfahrt noch einen der letzten frei lebenden Orang-Utans zu sehen.
11.-13.01.2023
Wir waren sehr froh, dass es mit unserem Tauchlehrer und jetzt Taxi-Fahrer Martin spontan geklappt hatte. Von Sukau nach Semporna zu kommen, ist recht einfach, wie wir feststellen mussten. In die andere Richtung leider nicht. Daher wäre die Alternative gewesen, den Bus nach Kota Kinabalu zu nehmen, um an einer Kreuzung nach Sukau herauszuspringen, in der Hoffnung dass ein Taxi o.ä. hält und uns mitnimmt und dabei nicht über den Tisch zieht.
Somewhere over the rainbow
Martin könnte auch auf Hawaii geboren sein und wenn man ihm eine Ukulele in die Hand geben würde, hätte ich ihm auch abgekauft, dass er Somewhere over the Rainbow (Somewhere over the Rainbow von Israel Kamakawiwoʻole) singen kann. Während ich mir Gedanken machte, ob er uns mit einem Toyota Hilux Geländewagen, wie sehr Viele ihn hier fahren, abholt, kam er mit einem quietsch gelben Elefanten-Rollschuh in der Größe von einem Fiat 500 um die Ecke. Was den ca 1,80m großen und ca. 140kg wiegenden Martin noch sympathischer machte.
“Was erlauben sich Strunz”
Erster Stopp, die Shell Tankstelle. Ich erwische mich zum wiederholten Mal dabei, dass ich mit meinen Vorstellungen wie es wohl aussehen wird und was uns dort, wo wir hinfahren, erwartet, völlig falsch liege. Was habe ich denn gedacht, dass die Menschen noch in der Steinzeit oder hinter dem Mond leben? Dabei sollte ich es besser wissen! Wieder einmal bekomme ich vor Augen geführt, dass sich selbst erst ein Bild machen muss, um etwas zu (der)urteilen. Der ehemalige Trainer von Bayern München, Giovanni Trapattoni, hätte es mit seiner legendären Pressemitteilung passend auf den Punkt gebracht: „Was erlauben sich Marco!“.
Mobiles Internet in 4G und 5G Geschwindigkeit ist hier genauso Standart wie kontaktloses Bezahlen. Während wir in Deutschland immer noch in fast allen Tankstellen zum Bezahlen an den Schalter müssen, erwartet uns hier dagegen an der Shell eine Zapfsäule 2.0.
Tankbetrag Vorauswahl
Kontaktlos mit Karte, Smartphone oder Smartwatch bezahlen und dabei
hochauflösend Werbung angezeigt bekommen
Das ist hier alles ganz normaler Alltag. Tanken kostet übrigens angenehme RM 2 pro Liter, was umgerechnet 0,50 Euro/l sind. Martin findet das allerdings viel zu teuer, denn vor dem Ukraine Krieg waren es nur RM 1-1,5, somit hat der Russland Krieg, der natürlich kein Krieg ist, auch hier Auswirkungen.
Schon beim Pickup am Flughafen in Tawau stellte ich fest, dass der Fahrer ein neueres und größeres iPhone hatte, als ich und während in Mainz und anderen deutschen Städten händeringend in jedem zweiten Restaurant und Cafe noch Service Mitarbeiter gesucht werden, liefern in Kuala Lumpur schon längst Service Roboter das Essen und Getränke aus, begleiten im Hotel die Gäste aufs Zimmer oder beantworten Fragen nach Größe und Verfügbarkeit von Klamotten im H&M.
Monokultur
Gerne würde ich behaupten, die 4 Stunden Autofahrt waren spannend und abwechslungsreich. Leider waren sie das nicht. Bereits nach der ersten halben Stunde drehten sich meine Gedanken nur noch um ein Thema: Palmöl!
Die Region Sabah auf Borneo ist nach der vollständigen (!!!) Abholzung des Regenwalds Malaysias größter Palmöl-Produzent, wie uns Martin stolz erzählte. Das Palmöl wird fast komplett an westliche Firmen wie Nestle und Co exportiert und findet sich in unseren Produkten von Kosmetik bis Schokolade überall mittlerweile wieder. Martin erzählte uns, dass die Frucht 3x im Jahr geerntet wird, um anschließend gepresst zu wird. Ich stelle mir vor wie schön es hier mal gewesen sein muss, als noch der Regenwald links und rechts die Straße säumte und man ihn auf den Pässen soweit das Auge reicht, sehen konnte. Heute sehen wir leider nur noch akkurat aufgestellte Palmen.
Weiterführende Links zum Thema:
Palmöl – der Tod des Regenwaldes (regenwald.org)
Das Palmöl Problem: Über Anbau, Herstellung & Umwelt (indojunkie)
Was ein Glück
Nach 4 Stunden angenehmer und sicherer Fahrt, kommen wir in unserem Homestay für die nächsten 2 Nächte an und verabschieden uns von Martin (kosten RM 350 = 75 Euro) der direkt die 4 Stunden wieder zurückfährt.
Mai und ihre Familie (4 Kids im Alter von 17, 15, 5 Jahren und 6 Monaten) begrüßen uns herzlich und zeigen uns ihr einfaches, aber schönes Zuhause mit Blick vom Wohnzimmer auf den Fluss. Die kleine Zara (5) ist sehr neugierig und erobert unsere Herzen im Sturm.
In den nächsten Tagen sollten wir von Mai das leckerste Essen während unserer gesamten Zeit auf Borneo und überhaupt in Malaysia bekommen. Und das obwohl sie häufig ohne Strom und damit ohne Licht kochen musste. Am letzten Abend stand sie sogar mit Taschenlampe in der Küche.
Bei Klick auf die Bilder werden diese groß.
Mit ihrem Mann Romy fahren wir insgesamt 3x den Kinabatangan Fluss hoch und runter. Er zeigte uns die vielen tollen Tiere, die hier noch leben. Wir hatten sogar das Glück noch zwei der wenigen freilebenden Orang-Utans zu sehen und auch Proboscis-Affen, die ebenfalls vom Aussterben bedroht sind. Er erzählte uns, dass hier mal über 800 Orang-Utans gelebt haben und es jetzt nur noch sehr wenige sind. Der Grund dafür ist, dass mit der Abholzung des Regenwalds ihnen der natürliche Lebensraum genommen wurde. Wir konnten sehen, dass meistens nur die ersten Meter vom Uferrand noch Regenwald steht, während direkt dahinter schon die Palmen in Reihe und Glied zum Vorschein kommen.
Delikatesse
Mit etwas Überraschung sahen wir die Vogelhäuser neben unserem Homestay, aus deren Lautsprechern wiederkehrend die gleichen Vogelgeräusche zu vernehmen waren. Als wir Mai und ihren Mann fragten, erzählte sie uns, dass es ein Vogelhaus für Schwalben ist und die Geräusche sie einerseits anlocken und andererseits zum Bau von Nestern animiert. Vor ein paar Jahren haben wir die fertigen Schwalbennester zum kaufen in Chinatown in Bangkok gesehen. Daher wissen wird, dass es dort als eine sehr teure Delikatesse verkauft wird. Sie erzählen uns, dass sie glücklicherweise kurz vor Corona damit angefangen haben und man 3x im Jahr die Nester „ernten“ kann. Das Kilo verkaufen sie für RM 4.000 was 890 Euro entspricht.
Unsere Reise bringt uns zu noch mehr Tieren und einer großen Überraschung in Kota Kinabalu.
Kontakte:
Martin Anthony - Dive Instructor Semporna und Driver: +60 168812345
(Fahrt Semporan nach Sukau 350 RM, Stand Januar 2023)
Sukau Riverside Homestay: Mai +60 148670616
(Paket 2 Personen 2 Nächte mit allen Mahlzeiten und 3 Flussfahrten für gesamt 700 RM,
Stand Januar 2023)
Sukau Menanggul Homestay (Bruder von unserem Homestay mit gutem Flussführer)
Sukau Greenview Travel & Tours - Fahrten: +60 138696922 oder +60 166673646