Kulturhauptstadt – Kyoto

„Auf nach Kyoto“ – das ist der erste Satz im Lonely Planet Reiseführer. Diesem Aufruf folgten wir nach unserer Zeit in Okinawa nur zu gerne.
Die gute Nachricht zuerst: Die drei zusätzlichen Nächte in Kyoto waren eine gute Entscheidung. Die „schlechte“ Nachricht: unsere Schuhe und Knie sind durchgelaufen.

27.05-04.06.2016 ::
Die Citymap von Kyoto ist einfach zu verstehen, denn die Stadt ist im Schachbrett-Muster angelegt. Je mehr man sich Richtung Berge, die die Stadt einrahmen, bewegt, desto mehr alte Tempel und farbenfrohe Schreine kann man bewundern. Der Grund weshalb jedes Jahr gut 50 Millionen Touristen die Stadt besuchen.
Im Jahr 1994 zeichnete die Unesco 17 (!) der gut 1.600 buddhistischen Tempel als Weltkulturerbe aus. Neben den Tempeln gibt es außerdem über 400 Shinzo-Schreine. Schnell verabschiedeten wir uns von dem Anspruch alle von der UNESCO ausgezeichneten Tempel zu besuchen und auch so qualmten uns schon nach ein paar Tagen die Socken vom vielen Laufen.

Hier eine kleine Auflistung unserer Tage in Kyoto:

Samstag

Sonntag

  • Arashiyama Areal mit Bambushain

  • Gion, Yasaka-jinja Schrein und Shopping-Gegend

Montag

  • Umzug (Unterkunft)

  • Higashihonganji Tempel

Dienstag

  • Furushimi Irini Schrein mit Tempel

  • Nishigaki Food-Markt

  • Toji Tempel

Mittwoch

  • Kiyomizu-dera Tempel

  • Photowalk mit Sean Lotman (4 Std.)

    • Kinninji Tempel

Donnerstag

  • Nijo-ji Burg

Freitag

  • Ginkaku-ji Tempel

  • Philosophen Pfad

  • Nanzen-ji Tempel

Nord vs. Süd

Aufgrund unserer früheren Anreise und mit Hilfe von AirBnB kamen wir in den Genuss drei Nächte in einer japanischen Wohnung (allerdings noch ohne Futon) zu verbringen. Matt der Vermieter hat in einem Wohnhaus mehrere kleine Apartments, die er über die Plattform vermietet. So hatten wir neben einer kleinen Küche mit Kühlschrank auch die Möglichkeit kostenlos unsere Sachen alle mal durch die Waschmaschine zu jagen und uns, nachdem wir am zweiten Tag von einem kräftigen Regenguss eiskalt erwischt worden sind, in der Badewanne mit TV wieder aufzuwärmen. Es stellte sich als perfekt heraus, dass die Unterkunft im Nord-Westen der Kyoto Station liegt, die das Herz der Stadt bedeutet, während unser mega geiles Piece Hostel direkt an der Kyoto Station liegt. So hatten wir die Möglichkeit die Sehenswürdigkeiten im Norden und Nord-Westen die ersten Tage anzusteuern und den Rest in den darauffolgenden Tagen zu erledigen.

Das Spinnennetz

Wir wendeten unser bereits bewährtes Prinzip des frühen Aufstehens an, um unsere erste Runde des Tages beendet zu haben, bevor die großen Touristenbusse die Menschenmassen ausgeladen haben (10:00/11:00 Uhr). Unsere zweite Runde starteten wir nach dem Kaffee so gut 1-1,5 Stunden vor Ladenschluss. Trotz herrlichstem Sommerwetter (22-29 Grad) und einem Sonnenuntergang gegen 20:00 Uhr muss man wissen, dass viele der Sehenswürdigkeiten PUNKT 17:00 oder 17:30 Uhr schließen. Und zwar so pünktlich, dass man bereits einige Minuten davor recht unfreundlich rausgeschmissen wird.

Das Busnetz legt sich wie ein Spinnennetz über die gesamte Stadt und man erreicht bequem, meist ohne Umsteigen, sein Ziel. Alle Erklärungen und Haltestellen-Beschilderungen sind sogar in englischer Sprache!!! Das waren wir aus Okinawa gar nicht gewohnt. Am ersten Tag zahlten wir noch brav das Einzelticket für 230 ¥, ehe wir am Abend herausfanden, dass es für 500 ¥ (€ 4,10) einen Tagespass gibt, dessen Kauf in den darauffolgenden Tagen als erstes ToDo auf dem Programm stand.

Kyotos Köstlichkeiten

Den Mittag und Nachmittag nutzten wir um die kulinarischen Highlights Kyotos zu erkunden. Neben vielen kleinen Restaurants, in denen wir die verschiedensten Ramen-Suppen probierten,, gab es auch endlich wieder guten und günstigen Sushi. Als süße Spezialität der Stadt gilt Nama-Yatsuhashi, ein süßes Reisteig-Dreieck dass von Bohnenpaste bis Schokolade mit allem gefüllt sein kann. Besonders Jugendliche und japanische Touristen kaufen ganze Läden davon leer.

Photowalk und Geishas

Nachdem es in Tokio mit einem Photowalk mit Valerie von 35mmTokyo zeitlich nicht geklappt hat, vermittelte sie mir den Kontakt zu Sean, einem befreundeten Fotografen in Kyoto. Sean ist zwar gerade dabei sein erstes Fotobuch zu veröffentlichen (Erscheinungstermin: August/September), nahm sich aber gerne Zeit, um mir in einem gut 4-stündigen Rundgang seine Stadt und die abgelegenen Straßen und Viertel zu zeigen, wo sich wenige Touristen hin verirren, dafür um so mehr Geishas, die sich normalerweise nicht gerne oder gar nicht ablichten lassen.

Wer oder was ist eine Geisha?

Die Grundausbildung einer Maiko, einer Lerngeisha, begann früher traditionell mit sechs Jahren, sechs Monaten und sechs Tagen. Mittlerweile ist sie jedoch  erst ab dem Alter von 16 Jahren möglich und dauert dann normalerweise fünf Jahre. 
In dieser Zeit lernt die künftige Geisha die Grundlagen der traditionellen japanischen Künste wie Kalligrafie und das Spiel auf mehreren japanischen Musikinstrumenten, zum Beispiel Schamisen (Laute), Fue (Flöte) und Tsuzumi (Handtrommel). Eine Geisha muss auch gewandt in Konversation und eine gute Sängerin, Tänzerin und Gastgeberin sein und die Teezeremonie beherrschen. Die hohen Kosten für die Ausbildung werden von den Besitzerinnen der Okay übernommen und müssen von den Geishas später zurückgezahlt werden. Viele Geishas üben ihren Beruf bis ins hohe Alter aus.

Um erfolgreich zu sein, muss eine Geisha anmutig, charmant, gebildet und geistreich wirken. Sie muss außerdem die Regeln der Etikette einwandfrei beherrschen und bei jeder Gelegenheit Haltung bewahren können. - (Quelle, Wikipedia.de)

Geishas, oder Fake-Geishas (die nur das Kostüm tragen) wie Sean sie eher nennt, sieht man auffällig viel in der Stadt herumtippeln. Mehr ist in den Schuhen und dem engen Kostüm auch nicht möglich. Aber wie gesagt, es sind nur wenige von ihnen echt. Glück, dass uns eine in einer Seitenstraße vor die Kamera gelaufen ist. Mit Sean (40), der mich mit seinem Retro-Look an Johnny Depp im Film „Fear and loathing in Las Vegas“ erinnerte, hatte ich einen tollen und unterhaltsamen Nachmittag. Er reiste die vergangenen zwanzig Jahre ebenfalls sehr viel in der Welt herum und arbeitete als Model, Fotograf und Autor und hat nun ein kleines Gästehaus. Neben vielen spannenden Geschichten aus seinem Leben erzählte er mir noch jede Menge Wissenswertes über das Leben in der Stadt, in der er seit 4 Jahren mit seiner Frau und seinem Kind lebt.

Passiert & Notiert

  • im Bus kann man nur mit Münzen bezahlen und die müssen passend sein. Falls man einen Schein hat, wechselt der Automat direkt neben dem Fahrer und dem Bezahlautomaten den Schein in Münzen. Muss man nicht verstehen…

  • da im Bus hinten eingestiegen- und vorne ausgestiegen wird, hat der Busfahrer die Gelegenheit jeden Fahrgast persönlich mit einem gequäktem und lang gezogenem japanischen „Vielen Dank“ zu verabschieden. Jeden einzeln!

  • Im Sushi Restaurant arbeiten ausschließlich Männer als „Koch“.

  • wichtig beim Anstehen vor einem Restaurant ist herauszufinden, ob man sich in eine Warteliste einschreiben muss oder einfach nur anstellt, sonst kann es sein, dass man verhungert .

  • im Restaurant für Ramen-Suppen bestellt man sein Essen häufig bequem am Automaten vor der Tür, bezahlt und wird anschließend zu seinem Platz gebracht. Wir wissen allerdings nicht was passiert, wenn man etwas nachbestellen möchte. Sicher darf man wieder raus an den Automaten.

  • Wasser oder Tee gibt es IMMER kostenlos dazu. Das wäre großartig, wenn es das in Deutschland geben würde.

  • Clever: in der Toilette wird das Spülwasser häufig zum Händewaschen benutzt. Das spart Wasser und ist somit sehr umweltfreundlich.

  • Müll wir getrennt in „Brennbar“ und „nicht-Brennbar“, jetzt hab ich mal gelernt das man eigentlich alles verbrennen kann, es kommt immer nur auf die Temperatur an. Das macht die Sache etwas schwierig

Fazit

Die Aussage unseres Reiseführers, laut dem man einmal in seinem Leben Kyoto besucht haben sollte, können wir nur unterschreiben und ich denke wir können auch jetzt schon sagen, dass es das Highlight der Japanreise und eins der Highlights unserer Weltreise ist.
Die Tempel und Schreine wirken auf den ersten Blick recht ähnlich und entpuppen sich dann jedoch als eigenes „Gesamtkunstwerk“. Besonders angetan haben es uns aber die Schreine – hier allem voran der Furushimi Irini mit seinen roten (Sandra sagt es ist orange) Toren, durch die man stundenlang wandeln kann.
Als gute Reisezeit kann ich mir neben unserer Zeit noch den Herbst vorstellen, da sich hier die Blätter in alle Gold- und Rottöne färben.

Uns bringt die Japan-Rundreise weiter zur letzten Station – in das benachbarte Osaka.

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