Tokio – Die Luft ist raus

Mit zwei extra Nächten in Bangkok und fünf Tagen vollem Programm in Peking waren wir nach insgesamt 10 City-Trip-Tagen und Dauerinput etwas ausgelaugt und antriebslos als wir in Tokio ankamen. Wir wussten, dass das passieren kann, aber wenn es dann soweit ist, überrascht es einen doch.

19.-23.05.2016 ::
Leider haben wir keinen anderen Weg gefunden, nicht drei Städte nacheinander zu haben. Daher mussten wir da durch und machten es uns erstmal in unserem 5,5 (!) qm „großen“ Zimmer bequem. Das Bett wurde in die Höhe gebaut (ein Etagen- (Wessi) oder Doppelstockbett (Ossi)), da sonst die Tür nicht aufgehen würde. Aber mit zwei Fernsehern, Klimaanlage, Kühlschrank und zu öffnenden Fenster hatten wir mehr Komfort als in manch anderer Unterkunft.

Wie beim letzten Mal sind wir wieder total geflashed von der Disziplin, die in dieser Stadt herrscht, wie wohl in keiner anderen Metropole der Welt. Die selbst uns Deutsche ab und zu in den Wahnsinn treibt, aber auf jeden Fall auch viele Schmunzler brachte.

„Es wird nicht einfacher, du wirst nur stärker!“

Immerhin schafften wir es zum Chikara CrossFit. Unser Trainer Michael erzählte uns, dass jeden Monat über 100 Gleichgesinnte aus aller Welt in die Box kommen, die, wie wir, ein sogenanntes „Drop-in“ machen wollen.
Bei einem der anstrengendsten Workout of the Day (WOD) unserer Reise lernten wir u.a. einen Lehrer aus den USA kennen, der hier seit einem Jahr mit seiner Freundin lebt. Er erzählte uns vom Unterschied zu den US-Kids und auch was die japanische Disziplin im Alltag und speziell im Unterricht bedeutet. Hinterfragen oder Widerworte – Fehlanzeige. Dissen, raufen oder schikanieren – nicht hier. HARMONIE wird groß geschrieben. Anders als in den USA und sicher auch anders als in Deutschland. Was sich auf der einen Seite sehr angenehm anhört, macht uns auf der anderen Seite auch etwas nachdenklich: Braucht es manchmal nicht Querdenker und Gegen-den-Strom-Schwimmer!?

Wir waren etwas überrascht, als er uns von den extrem guten Beziehungen zwischen den USA und seiner neuen Wahlheimat erzählte. So ist es praktisch kein Problem eine Arbeitserlaubnis zu bekommen. Die Lohnsteuer wird aber direkt an die USA bezahlt.

Lecker Sushi

Beim letzten Besuch in Tokio entdeckte ich Sushi erst richtig für mich. Seitdem ist Sandra schon fast etwas genervt, wenn mittlerweile in der Heimat meine Antwort auf ihre Frage: „Was wollen wir denn essen gehen?“, meistens „lecker kleine Fischhäppchen auf Reis“ ist. So passte es bestens, dass Sushi in Tokio super lecker und günstig ist. Jippy.

Im Verhältnis zu Beijing ist Tokio sehr deutsch und man isst in Restaurants und nicht gemütlich  am nächsten Straßeneck. Obst ist leider unverschämt teuer. Sogar viel teurer als in Deutschland. Das sind wir gar nicht mehr gewöhnt und so verschiebt man das eine oder Mal den Obstbedarf auf das nächste Land.

Starbucks Stammgast

Wir besuchen ja gerne kleine lokal betriebene Kaffee’s, da aber scheinbar weder die Chinesen noch die Japaner eine ausgeprägte Kaffeekultur ihr eigen nennen, waren wir Stammgast bei der US-Kaffeekette aus Seattle und wenn ich nicht aufpasse mutiert Sandra noch zum richtigen Kaffee-Junkie .  Scheinbar sind wir nicht die einzigen Fans, denn meistens war der Starbucks so voll, dass man sich brav in einer Schlange für den geliebten Kaffee anstellen musste – manchmal sogar bis zu 30 Minuten!

Meiji-jingu Schrein

Eine der Top-Sehenswürdigkeiten haben wir beim letzten Mal nicht geschafft und wollten es dieses Mal nachholen. Ein Park mit einem Schrein macht aber auch im Sommer viel mehr Spaß als im Winter .

Nachdem Sandra die Reinigungsprozedur am Eingang des Schreins vollzogen hat, indem sie sich mit einer Art Schöpfkelle erst beide Hände gewaschen und dann den Mund gespült hat, konnten wir rein gehen.

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Drinnen sind uns dann jede Menge Hochzeitsgesellschaften vor die Kamera gelaufen, so dass ich nicht widerstehen konnte ein paar Bilder zu machen. Wobei der „Schweigemarsch“ eher etwas von einer Trauerfeier hatte, als von einem freudigen Ereignis. Vielleicht meint das hier ja das Gleiche .

Japanisch für Anfänger

Es war mal an der Zeit auch einen meiner Arbeitskollegen zu treffen . Taiyo arbeitete für fünf Jahre in Deutschland bevor er vor rund 9 Monaten mit seiner Frau wieder zurück nach Japan zog. Er entführte uns in ein typisches japanisches Restaurant, in das wir wohl so nicht gegangen wären da wir nichts, geschweige denn die Preise lesen konnten. Gut, wenn man jemanden kennt der das kann . Zu essen gab es alles – neben Hühnerbrust und kross gebratener Hühnerhaut  auch Leber und Herz, wobei letzteres sehr zäh und nicht unser Fall ist.

Er erzählte uns von seiner Zeit in Europa und seiner Umgewöhnungszeit als er zurück nach Japan kam. Wieder hatten wir tausend Fragen, um sein Land und die Gesellschaft besser zu verstehen. Anhand seiner Smartphone-Tastatur erklärte er uns die Schrift und dessen Symbolik. Neben dem dass hier von oben nach unten und vom rechts nach links gelesen wird, hat jeder „Strich“ in einem „Buchstaben“ eine Bedeutung und einzelne „Zeichen“ können zusammen etwas Neues ergeben. So kann man z.B. aus: „Haus“ + „Gold“ das Wort „Bank“ formen. Ganz einfach also.

Auch dieser schöne Abend ging wieder wie im Flug vorbei. Mit Taiyos Ricoh Theta 360 Grad Kamera (hier geht es zum Bild) machten wir noch schnell ein Erinnerungsfoto ehe wir uns verabschieden mussten.

Es ist Zeit unsere Akkus wieder aufzuladen – so geht unsere Reise weiter an den Strand von Okinawa.

Passiert & Notiert

  • typische Haltung des Tokioters:

    • brav in einer Reihe stehen und warten, bis man dran ist. Die Schlangen sind bei manchen Läden seeeeehr lang.

    • in der Metro schlafen und mit dem Kopf gegen den unbekannten Nachbarn dotzen. Dabei kann man sein Notebook oder Geldbeutel locker auf dem Schoss liegen haben. Tokio ist wohl die sicherste Großstadt auf diesem Planeten.

  • die Toilette spielt Musik sobald man drauf sitzt, damit der Nachbar einen nicht hört. Das haben wir beim ersten Tokio-Besuch schon festgestellt, aber nach Beijing mit den offenen öffentlichen Toiletten ein totaler Kontrast.

  • So unterscheidet man einen Chinesen von einem Japaner:

    • Der Chinese zieht grunzend die Nase und den Schleim hoch und spuckt aus. Der Japaner zieht einfach alle 1-2 Minuten nur die Nase hoch.

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Okinawa – ein Missverständnis

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Budgetkalkulation für eine Weltreise – top-down oder bottom-up?