Unendliche Weiten: West-Australien (Teil 2)
Im ersten Teil, Soweit die Füße tragen – Westaustralien, berichteten wir von unserem mühsamen Ritt nach Exmouth, wo wir morgens von einem Emu geweckt wurden. Wie es weiter geht und welche Tiere und Abenteuer auf uns beim Rückweg warteten, erfährst du zusammen mit unserem Fazit im zweiten Teil.
Tag 11: Exmouth – Kalbarri (800 km)
„Da steht ein Emu vor unserer Tür.“ Mit diesen Worten weckte mich San, kurz nachdem sie die Tür unserer Nelly geöffnet hatte und obwohl ich mich fragte, ob sie vielleicht gestern Abend zu tief ins Rotweinglas geschaut hat, sollte sie recht haben. Eine Emu Familie hatte es sich auf dem Campingplatz gemütlich gemacht. Während San sich insgeheim fragte, wie sie die eines Abends auf den Grill bekommt, war die Familie selbst auf Nahrungssuche und räumte bei unseren Nachbarn den Frühstückstisch ab. Was ein Spaß!
Wir waren schon früh wach und Abfahrt fertig. Wollten wir es mindestens zurück bis nach Carnarvon schaffen. Als wir zum Mittagessen dort ankamen, entschieden wir uns spontan dafür die Arschbacken zusammen zu kneifen und direkt bis zu unserem eigentlichen Ziel, dem insgesamt 800km entfernten Kalbarri National Park weiterzufahren. Gesagt, getan. So kamen wir zum Sonnenuntergang an und freuten uns, da wir jetzt die Chance auf einen Tag weniger fahren und mehr Urlaub hatten.
Kalbarri Archorage Caravan Park 🦘🦘🦘🦘🦘
Tag 12/13: Kalbarri
Auf dem Campingplatz fühlten wir uns auf Anhieb sehr wohl. Er ist direkt am Fluss gelegen, der nur wenige Meter weiter ins Meer mündet, ein gutes Café ist direkt nebenan und einen Pool gibt es auch.
Wir beschlossen, es nach dem Monstertrip am Tag zuvor gemütlich angehen zu lassen und erkundeten nur ein wenig die Umgebung und den kleinen, aber gemütlichen Ort. Nachmittags ging es dann passend zum Sonnenuntergang in den Nationalpark, um uns das Nature’s Window und die anderen Aussichtsspots anzuschauen. Fast wären wir zu spät zum Sonnenuntergang gekommen, da wir auf dem Weg immer wieder frei lebende Kängurus gesehen haben, die wir uns aus der Nähe anschauen wollten.
Am nächsten Morgen holte uns Col gut gelaunt mit seinem alten Schulbus ab. Bei dem sympathischen Australier hatten wir eine Abseil Tour (https://www.kalbarriabseil.com) gebucht. Nach einer kleinen Wanderung standen wir an dem ersten Abgrund: Es ging 25m und später 35m nach unten. Mega und definitiv eins der Highlights unserer Tour. Mit Col gingen wir dann auch noch den Z- Bond und River-Trail, in dem es tagsüber gerne mal über 50 Grad werden und somit mindestens 10-15 Grad mehr als im Ort, was wohl viele Wanderer unterschätzen und zu wenig zu trinken mitnehmen, obwohl überall Hinweisschilder stehen.
Da es wirklich heiß war, gab es für uns eine Abkühlung und so sprangen wir von Klippen am Ufer immer wieder in den grünen Fluss, der sich durch die Meter hohen Schluchten schlängelt. Herrlich.
Tag 14: Kalbarri – Geraldton (150 km)
Nach einem entspannten Kaffee bei dem wir uns die Fütterung der Pelikane anschauten, ging es weiter Richtung Süden. Am Pink Lake angekommen sind wir über die Vielzahl der Chinesen verwundert, die hier sind und mit richtig Aufwand Bilder für ihre Social Media Kanäle zu machen. Das ist mindestens genauso spannendend, wie den durch eine Algenart Pink gefärbten See anzuschauen, dessen Farbe wohl an sonnigen Vormittagen so richtig zur Geltung kommt. Leider war es bei uns bewölkt, war aber auch so schon ein Hingucker.
Für Nachmittags haben wir uns im CrossFit Geraldton eingetragen und freuen uns mit Dee auf eine Stunde auspowern. Interessant ist dass dort, wie auch in allen anderen CF Boxen in Australien in denen wir gewesen sind, um 17 Uhr die letzte Klasse stattfindet, während ein Freund aus Frankfurt mir parallel schreibt, dass er sich gerade in einer Box angemeldet, die Klassen bis um 21 Uhr anbietet. Da liegt der Australier schon gefühlt 2 Stunden im Bett
Tag 15: Geraldton – Cervantes (250 km)
Über eine 10km Buckelpiste ging es zum Eingang des Lesueur National Park der bekannt für seine tolle Flora und Fauna ist. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen, auch wenn wir zwischenzeitlich dachten, dass die Straße unserer kleinen Nelly bestimmt nicht nur gut bekommt. Von Weitem sahen wir schon ein gigantisch großes Feuer und Rauchschwaden mit Kurs auf uns. Immer wieder kamen uns auf der unbefestigten, staubig roten Straße Feuerwehrwagen entgegen, um das Buschfeuer zu bekämpfen. Da überraschte es uns wenig dass der National Park dann auch kurzerhand geschlossen wurde. So ging unsere Tour ohne den Besuch dort weiter nach Cervantes.
Cervantes ist bekannt für die Pinnacles. Dabei handelt es sich um bis zu vier Meter hohe verwitterte Kalksteinsäulen die vor etwa 500.000 bis 50.000 Jahren entstanden und aus Quarzsand bestehen.
Um den langen Schattenwurf der Pinnacles zu bekommen, sind wir erst eine knappe Stunde vor Sonnenuntergang gestartet und fuhren bequem durch den wie Wüsten-Skulpturen aussehenden Park, um immer mal wieder hier und da auszusteigen. Als kleine, besondere Herausforderung hatte ich mir vorgenommen ein Bild mit dem tollen Sternenhimmel zu machen. Leider war der Mond (Halbmond) zu hell und dadurch kommen die Sterne im Bild nicht ganz so gut raus. Mir gefällt es trotzdem
Tag: 16: Cervantes – Swan Valley (220 km)
Nur wenige Kilometer von Perth entfernt liegt das Swan Valley, welches neben Margaret River ein weiteres Weinanbaugebiet ist und für Viele aus Perth ein ideales Ziel für einen Tagesausflug am Wochenende ist. Hier kann man neben tollen Wein auch guten Kaffee, Käse und weitere Leckereien direkt vom Erzeuger probieren und kaufen. Eine tolle letzte Station.
Swan Valley Holiday & Caravan Park 🦘🦘🦘
Tag 17: Swan Valley – Perth (25 km)
Dann hieß es leider Abschied nehmen von unserer kleinen Nelly. Sie war uns für 4.500 km ein treuer Begleiter, in dem alles schnell seinen Platz gefunden hat und wir überraschenderweise sehr gut geschlafen haben – besser als in manchem Hotel. Ein letztes Mal durchfegen, aufräumen und die Tür schließen – bye bye Nelly und immer eine gute Fahrt.
Fazit
Was bleibt nach 4.500 km in Westaustralien? Es gibt tolle Flecken auf der Welt, die es aber trotzdem irgendwie nicht so richtig schaffen Einen zu berühren.Westaustralien ist ein solcher Flecken für uns. In meinem Beitrag Was macht einen guten Reisefotografen aus? Spreche ich u.a. darüber dass es ein Mix aus Postkarten-Motiven und Schnappschüssen ist, der am besten eine Geschichte erzählt. Beim Raussuchen der Bilder für diesen Blog Artikel ist mir aufgefallen, dass ich jetzt zwar viele Postkarten Motive in meiner Fotodatenbank habe, aber keine Geschichte zu erzählen. Denn: „Wir sind 3-5 Stunden gefahren, um etwa 100m von dem Aussichtspunkt zu halten, das Bild zu machen, bevor es weiter zum nächsten Spot ging“, ist nicht gerade die Geschichte, die es unbedingt zu erzählen gilt und wir immer wieder auspacken werden. Leider sind wir auch nicht wie gewohnt mit anderen Reisenden (z.B. auf den Campingplätzen) in Kontakt gekommen. Häufig waren die Unterhaltungen nach einem „Hallo, wo kommt ihr her, wo geht ihr hin“ beendet. Das kennen wir so nicht. Wir hatten das Gefühl, das einige Reisende sich gezielt für die Isolation in WA entschieden haben und da war Kontakt zu anderen Reisenden mit inbegriffen. Was bleibt ist eine tolle Erfahrung mal wieder mit einem Camper unterwegs gewesen zu sein und wir werden unsere kleine Nelly vermissen, so viel steht fest.
Fazit Route
Würden wir die Route heute nochmal planen, würden wir bei gleicher Zeit nur bis zum Kalbarri Nationalpark hochfahren und dafür ein paar Tage mehr in der Region Margaret River (7/10) verbringen und z.B. die Ecke rund um den Ort Denmark einbauen, von dem wir viel Gutes gehört haben. Exmouth würde sich aus meiner Sicht nur lohnen, wenn Walsaison ist, oder als Stopp auf dem Weg zum oder vom Karijini Nationalpark, der von Exmouth noch mal 2 Reisetage mit jeweils 8 Stunden reine Fahrzeit (1.500 Km) entfernt ist