Soweit die Füße tragen: West-Australien (Teil 1)
Wer nach Westaustralien reist, weiß, dass es Viel zu sehen gibt, aber auch dass die Distanzen dazwischen groß sind, sehr groß. Vielleicht zu groß? Erfahrt mehr im dritten und letzten Teil unserer Reise an Australiens Westküste.
Unser Uber-Taxifahrer, der uns zum Apollo Car Rental Office brachte, sagte über unsere Route: „Da habt ihr euch aber was vorgenommen, aber ihr bekommt die ganze Vielfalt Westaustraliens zu sehen.“ Er sollte recht behalten.
Über schöne Strände, tolle grüne Wälder und guten Wein haben wir bereits in unserem Bericht Tolle Strände, Wein und Frostbeulen – Margaret River erzählt. Heute geht es nördlich von Perth hoch nach Exmouth.
Tag 5: Lancelin – Geraldton (330 km)
Schnell noch die Sachen vom Frühstück gespült und die Nelly startklar gemacht und schnell los, bevor es noch heißer wird. Erste Station waren die Sanddünen von Lancelin. Spontan entschied ich mich Sand in jeder Ritze haben zu wollen und Sandboarding mal auszuprobieren. So ging es mit einer kleinen Gruppe von Chinesen, die meist Tagesausflüge von Perth machten, mit einem 4WD Bus die Dünen hoch und runter, bevor wir vor der größten stehen blieben. Das sollte dann wohl unsere sein. Was ein Spaß.
Zweiter Stop war der Geheimtipp von Jemanden, den wir bei der Autoabholung kennengelernt haben – die Sandy Bay. Etwa 10 km nach dem Ort Jurien Bay geht es eine unbefestigte Strasse rein, an derem Ende ein unglaublich schöner Strand liegt, genau das Richtige für unsere Kaffeepause.
Tag 6: Geraldton – Denham (400 km)
Nach so viel Sitzen die letzten Tage, wollten wir am Morgen die letzte Gelegenheit nutzen und das CrossFit Geraldton besuchen, denn die nächste Box ist über 500 km entfernt und nicht mehr auf unserer Route.
Nach unserer Runde Sport hieß es wieder ab hinter das Lenkrad und Kilometer schrubben. Der Wind war mal wieder nicht gnädig mit uns und so fuhr Sandra fast 1 Stunde mit dem Lenkrad im 45 Grad Winkel gegen den Wind gerichtet, nur um geradeaus fahren zu können. So windig war es! Nach knapp einer Stunde war sie fertig und erschöpft, so dass ich übernahm, um unseren Ziel Denham näher zu kommen.
Auf dem Highway war echt wenig los und alles wirkte öde, aber nachdem wir die Abzweigung nach Denham nahmen wurde es richtig karg. So fuhren wir eine weitere Stunde unserem Ziel entgegen ohne dass uns viele Autos begegneten und schon gar keins im Rückspiegel auftauchte und wir fragten uns das eine oder andere Mal, ob wir denn wirklich richtig sind. Als wir fast überzeugt waren, dass kein Ort mehr kommen wird und hier mit Sicherheit auch keine Menschen mehr leben, bekamen wir als wir eine Straßenkuppe passierten auf einmal Mobilfunksignal angezeigt und zwar wenn dann richtig, meint 4G. Signal hatten wir zuletzt als wir 5 Stunden vorher losgefahren sind. Wenige Minuten später tauchte wie eine Fata Morgana auf einmal ein Ort auf – Denham. Wir waren total erledigt und fielen nur noch ins Bett.
Denham Seaside Caravan Park 🦘🦘🦘
Tag 7: Denham – Carnarvon (350 km)
Da wir nicht gewillt waren für Natur über 200 AUD zu zahlen und das Wetter nicht gerade gut war, musste der Franc Perón National Park leider ohne unseren Besuch auskommen. Da selbst für die Delfine, die jeden Morgen in der Bucht von Monkey Mia auftauchen, Eintrittsgeld verlangt wird und wir schon welche auf Pinguin Island gesehen hatten, übersprangen wir auch sie und nahmen direkt Kurs auf den Shell Beach. Auf dem Weg dort hin nahmen wir noch die Abbiegung nach rechts zum Eagle Buff, was ein kleiner (ca. 200m) langer Rundweg ist, von dem man eine Art Vogelperspektive auf die traumhaft schöne Bucht bekommt, in der wir 6 Haie von oben bei der Suche nach Frühstück zuschauen konnten. Was ein Highlightgleich am Morgen.
Der Shell Beach in der Shark Bay konnte dagegen unsere Erwartungen nicht erfüllen. So ging es etwas enttäuscht zu den Stromatolithen im Hamelin Pool Marine Nature Reserve, die zu der ältesten Lebensform der Erde gehören. Stromatolithen lassen sich bis vor etwa 3,5 Milliarden Jahren nachweisen. Fast überall auf der Erde sind sie heute verschwunden und waren der Wissenschaft lange nur als Fossilien bekannt.
Geschlafen haben wir in dieser Nacht in Sichtweite zur OTC Antenne in Carnarvon, von wo aus die NASA 1969 die Apollo Mond Mission überwachte. Die Antenne wurde berühmt, da sie am 21. July 1969 die Mondlandung und legendären Worte von Neil Armstrong „Ein kleiner Schritt für mich, ein großer für die Menschheit.“ übertragen hat. Hier ließ es sich gut schlafen.
Tag 8: Carnarvon – Exmouth (380 km)
Nach einer Nacht in der ich von mir als Astronaut träumte, um den Mond oder war es den Mars zu erkunden, konnte San mal wieder ihr gelerntes Indonesisch auspacken. Mit Ketut hat sich eine Balinesin fast direkt neben unserem Campingplatz niedergelassen, um Bio Obst und Gemüse anzubauen. Sie staunte nicht schlecht, als San im fließenden Indonesisch unsere Mangos bestellte.
Da wir noch nicht genug Kilometer auf die arme Nelly gebügelt hatten, ging es hoch nach Exmouth und die Landschaft dürfte dem vom Mond sehr nahe sein, ohne jemals dort gewesen zu sein. Die Straße war wie an einer Schnur gezogen, links und recht nur ein paar Büsche und roter Staub. Und auch der Wind meinte es mal wieder nicht gut mit uns. Ich konnte mir bis dato nicht vorstellen, wie solche Bedingungen einen beim Fahren so müde machen können, aber es ist so. So wechselten wir uns stündlich ab, um sicher ans Ziel zu kommen.
Irgendwann kamen wir dann doch an und beschlossen, dass wir bis hier hin und keinen Kilometer weiter fahren werden! Wir hatten uns die Option offen gelassen noch zum Karijini Nationalpark zu fahren, von dem Alle so schwärmen, was aber zwei weitere Tage je 8 Stunden fahren bedeutet hätte. Wir waren müde und geschlaucht vom vielen Fahren und wenig sehen. San fasste die Woche passend zusammen: „Es war die schlimmste Woche Urlaub, die ich je hatte“. – Das hört man doch gerne
Tag 9/10: Exmouth
Exmouth ist the-place-to-be in der Walsaison. Dann muss hier Hochbetrieb sein, was auch immer das genau in einem so verschlafenen Nest bedeutet. So waren bei uns viele Geschäfte geschlossen, da die Saison erst Mitte März anfängt.
Mein Taucherherz hatte höher geschlagen, als ich das erste Mal vom Navy-Pier gehört habe, was nur immer dann betaucht werden kann, wenn gerade kein Schiff der Navy da ist. Das Pier zählt zu den Top10 Dive Sites in Australien. Leider war das Boot ungeplant einen Tag früher am Pier, als laut Webseite (https://www.diveningaloo.com.au) kommuniziert, daher stand nur ein einziger Tag als Option zur Verfügung und der war natürlich schon völlig überbucht, als wir ankamen.
So hatten wir mehr Zeit für den Cape-Range-Nationalpark mit seinen malerischen Stränden der Turquoise Bay auf der einen, und den Bergen auf der anderen Seite. Als wir die knapp 60km zur Sandy Bay fahren, erinnert alles an eine tolle Filmkulisse. Die UNESCO hat das vorgelagerte rund 250km lange (!) Ningaloo Reef längst als Weltkulturerbe unter ihren Schutz gestellt. Das besondere an diesem Korallenriff ist, dass es im kristallklaren Wasser direkt vom Strand zugänglich ist und so Schnorchler voll auf ihre Kosten kommen.
Erfahre im zweiten Teil unserer Westküsten Tour, ob San doch noch den Urlaub genießen kann und was uns auf dem Weg zurück nach Perth noch alles erwartet.