Da wo der Pfeffer wächst – Kampot
Es war eine gute Entscheidung nach Kampot zu kommen. Lange haben wir überlegt, ob wir nicht doch lieber in das Fischerdorf Kep fahren oder ggf. die Region ganz überspringen sollen. Luxusprobleme eben
28.-30.04.2016 ::
Zum Glück haben wir uns dafür entschieden, sonst hätten wir mit dem gemütlichen Örtchen am Fluss, welches im französischen Kolonialstil gehalten und idealer Ausgangspunkt für Ausflüge ist, echt was verpasst.
In unserer einfachen, aber sehr netten Unterkunft dem Guesthouse Marany haben wir gleich den Scooter für die nächsten zwei Tage gemietet, weil wir mit zwei Halbtagstouren das Umland erkunden wollten. Die Nachmittage versüßten wir uns meistens im schnuckligen Ellie’s Café. Aber auch die vielen anderen Cafés der Stadt laden zum Verweilen ein. Kein Wunder dass hier einige Leute statt der 1-2 Nächte eine Woche oder länger bleiben. Beim genaueren Betrachten, haben einige des älteren Semesters das Abreisen wohl ganz vergessen.
Dahin, wo der Pfeffer wächst
Unsere erste Halbtagstour brachte uns direkt zur Eröffnungsfeier der ersten und einzigen Ampel in Kampot. Dort leider zur dazugehörigen Polizeikontrolle, die wohl zur Refinanzierung der Ampel dient Der Polizist erklärte mir im nicht vorhandenem Englisch den Unterschied zwischen rot und grün und fragte mich, ob ich das schon wisse. Ich beantwortete brav mit „ja“ und hätte am liebsten dazu gefragt, ob er schon festgestellt hat, dass Ampeln in seinem Land eigentlich nur als lustig blinkende Straßenbeleuchtung dienen, sonst aber keinerlei Wirkung auf den Strassenverkehr haben. Ich konnte mir gerade noch auf die Lippen beißen, wollten wir doch schnell weiterfahren. Wenn das so weitergeht, kennen wir demnächst alle Preise aus dem Bußgeld Katalog von Kambodscha Notiere: 24.000 RIEL (6 $) für rote Ampel überfahren.
Nach wenigen Kilometern außerhhalb der Stadt ging es links ab ins Abenteuer. Auf der nicht befestigten Straße hätte ein Wackeldackel schon eine Gehirnerschütterung erlitten, bevor es überhaupt richtig losgegangen wäre. Landschaftlich war es aber sehr schön. Es ging vorbei an Reisfeldern und den Häusern der Menschen, die diese bestellen. Immer wieder grüßten uns Dorfbewohner freundlich auf der Strasse. Nach gut 7 km erreichten wir den Secret Lake, der leider nicht gerade zum Baden einlud. Also weiter im Staub der Strasse zur La Plantation wo man den Anbau von Pfeffer erklärt bekommt. Wenn uns jetzt einer sagt, geh dahin wo der Pfeffer wächst, wissen wir wo das ist Die seit 2013 bestehende Anlage ist eigentlich noch gar nicht richtig in Betrieb, dauert es gut 4 Jahre bis die Pflanzen überhaupt soweit sind, ertragreich abgeerntet werden zu können. Was ich nicht wusste: Pfeffer ist gut für:
Atembeschwerden,
Hals-/Rachenentzündungen,
Kopfschmerzen,
Verdauung & Entgiftung und
Hautprobleme,…
Gegen Mittag kamen wir in dem 23 km entfernten Fischörtchen Kep an. Kep ist bekannt für seine fangfrischen Krabben, daher stand erst mal Mittagessen auf dem Programm. „Boah ist das geil, boah sind die lecker.“ kam es von der anderen Seite des Tisches kurz bevor meine Frau einen crabgasm (Orgasmus vom Krabben essen) bekommen hat .
No sleeping here at night
Der zweite Tag führte uns in den Bokor Nationalpark. Hier ging es die wohl beste Straße Kambodscha’s – 30 km kein einziges Schlagloch – hoch zum über 1.000m hoch gelegenen Tempel und einer Geisterstadt. Haben wir schon einige Tempel gesehen, wusste der Wat Sampov Pram sich aus der Masse hervorzuheben. Durch seine Lage direkt an einem Felsvorsprung bietet er sich hervorragend als Fotomotiv an. Mit dem Nebel den wir hatten, kam noch etwas Mystisches dazu. Die ganze Szenerie mit Blick auf das Meer bekamen wir aber erst richtig zu sehen, als der Nebel sich verzog. Die Zeit bis dahin verbrachten wir u.a. mit dem Beisitzen einer Gebetszeremonie. Dem Singsang von Mönchen könnten wir stundenlang zuhören.
Den letzten Stopp haben wir in der Geisterstadt gemacht und uns das verlassene Casino angeschaut. Kein Wunder dass hier vor kurzem das Staffelfinale einer Horrorserie gedreht wurde. Allerdings ist das, was hier neu gebaut wird nicht weniger Horror. Wir fragen uns allerdings immer noch, was es mit dem Schild: „No sleeping here at night.“ auf sich hat!?
Kindheitserinnerungen
Auf dem Weg nach unten fühlte ich mich um ein paar Jahrzehnte zurückversetzt. Die Serpentinen, die sich gut 30 km wie Kaugummi nach unten zogen, erinnerten mich an einen Urlaub Ende der 80er in Bibione/Italien. Meine Eltern mussten immer mit mir in eine der Spielhöllen gehen, die Kinder allein schon vom ganzen Blingbling und Lärm anziehen. Mein Favorit war ein Motorrad (bin später trotz Highscore kein Motorradfahrer geworden), welches an einem Monitor angeschlossen war und man sich dann mit diesem in jede Kurve legen musste. Was ein Spaß! Die Fahrt damals war nach dem Einwurf der paar Lira immer viel zu schnell vorbei. Das kann ich dieses Mal nicht behaupten. Männer werden halt doch nie erwachsen!
Nachdem wir hier schon die erste Wasserluft schnuppern dürften, geht es für uns weiter an den Strand von Sihanoukville. Genauer gesagt an den Otres Beach, wo wir vor vier Jahren schon einmal waren.