Ein Meisterwerk der Natur – Nordland, Hamilton und Taupo
„Es erscheint einem fast so, als wollte Gott mal zeigen, was er so alles drauf hat, als er Neuseeland erschaffen hat.“
26.11.-02.12.2016 ::
Das ist ein Auszug aus dem GEO Audio Podcast, den ich mir vor unserer Reise angehört habe. Das zusammen mit den vielen Berichten Anderer, die dieses Land bereits bereist haben, machten uns neugierig. Und so wollten wir uns das Meisterwerk selbst anschauen.
Vorbereitung/Einreise
Die Einreisebedingungen haben sich gewaschen, nein nicht die Visagebühren wie
in China oder das Anmeldeformular wie für Indien sondern was man in den „Micro-Kosmos“ Neuseeland NICHT mitbringen darf bzw. extra deklarieren muss.
Hier ein kleiner Auszug:
- benutzte Tauch- und Campingausrüstung, Wander- und andere Sportschuhe
müssen geputzt und von Erde befreit sein
- pflanzliche oder tierische Produkte müssen draussen bleiben
- versehentliches Mitführen von Reiseproviant, wie z. B. ein einziger im Handgepäck vergessener und nicht-deklarierter Apfel kostet 400 NZD
- ...
Dementsprechend wird man nach der Immigration ausführlich zu diversen Punkten
ausgefragt und dann entsprechend die Taschen untersucht.
Weitere Infos zum Nachlesen, was in die Tasche darf und was nicht gibt es
hier.
Neuer Co-Pilot
Durch die Notlandung in Tahiti, ging uns ein Tag verloren, daher mussten wir unsere erste geplante Station in Red Beach, knapp über Auckland überspringen und haben uns direkt in Richtung Norden der Nordinsel aufgemacht. Am Flughafen wartete Thomas wie schon tags zuvor auf uns. Die Wiedersehensfreude war trotz unserer Müdigkeit sehr groß. Den sympatischen Holländer haben wir im August in Kuala Lumpur im Zug Richtung Innenstadt kennengelernt und zufällig streiften sich hier unsere Wege wieder. Er fand die Idee, uns eine Woche zu begleiten scheinbar ganz gut und so wartete er in Auckland auf uns und wir starteten gemeinsam unseren Roadtrip mit dem bei ACE Car Rentalsgemieteten Toyota Camry. Er war ein super Co-Pilot, Koch und Geschichtenerzähler, mit einem leichten Hang zu melancholischer Musik. Sprich als DJ gibt es einen Punkt Abzug. Sorry Thomas Gemeinsam hatten wir auf unseren 1.700 Kilometern von insgesamt ca. 2.250 gefahrenen eine tolle und unvergessliche gemeinsame Zeit.
Camper vs. Auto mit Airbnbs/Hostels
Lange überlegten wir uns wie wir Neuseeland bereisen wollten. Nachdem ich gute Erfahrungen in Australien mit einem Wohnwagen gemacht habe, und es sehr genossen habe nicht jeden Tag die Tasche ein- und auszuladen bzw. einfach irgendwo, wo wir gerade waren links ranzufahren, war eigentlich klar dass wir uns nach einem Minicamper u.a. von den Platzhirschen Jucy Camper oder Spaceships Rentals umschauen würden.
Auf vielen Campingplätzen kann man kostengünstig übernachten, freies Campenist mittlerweile nicht mehr gerne gesehen und größtenteils verboten. Da wir natürlich auch auf das Budget achten müssen, machten wir eine Vergleichsrechnung mit einem normalen Mietwagen und Airbnbs/Hostels auf und schnell wurde klar, dass es günstiger wird, wenn wir uns gegen das „Abenteuer“ mit dem Minicamper entscheiden. Die günstigste Variante wäre Auto mit Zelt gewesen, aber zwei Wochen in einem Zelt mit Camperkocher konnten wir uns dann auch nicht vorstellen.
Beispielrechnung:
Unser Mittelklassewagen (4 Monate im Voraus gebucht, nicht die kleinste Version) kostete 17 Euro/Tag und für die Unterkünfte haben wir im Schnitt 47 Euro/Tag bezahlt. Der günstigste Minicamper, den wir vorab finden konnten, hat in der Vorsaison (wären die ersten 5 Tage unserer Reisezeit gewesen) 88 Euro/Tag gekostet und anschließend über 100 Euro + tägliche Campingplatzgebühren.
Nach gut 4,5 Stunden Fahrt sollten wir nach insgesamt 55 Stunden (!), nachdem wir unser Zimmer in San Francisco verlassen haben, unser sehr ruhiges Airbnb in der Nähe von Kerikeri für drei Nächte beziehen. Thomas baute sein Zelt im Vorgarten auf, während wir tot in unser Bett gefallen sind und wie ein Stein geschlafen haben.
In den kommenden zwei Tagen machten wir von dieser Basis aus Ausflüge in die Region. So in die Bay of Islands, was sehr schön gewesen ist, auch wenn uns immer ein kalter Wind um die Nase wehte. Am darauffolgenden Tag ging es zu den dicken Kauri-Bäumen an die Westküste und wir waren zunehmend begeistert wie schnell sich die Küstenlandschaft hier in eine Art Voralpenwelt verändert und zurück. Fühlten wir uns gestern noch wie bei Mark und Mike in Rehoboth Beach in den USA, waren wir heute im Allgäu.
Was kostet die Welt
Etwas negativ sind wir davon überrascht, das hier alles Eintritt kostet – und nicht zu knapp. Heiße Quellen: Eintritt. Geysire: Eintritt. Höhle: Eintritt. Selbst wenn man die kleinen Kiwi-Vögel sehen möchte, muss man schlappe 38 NZD berappen. Da wir es, ähnlich wie beim Strand in Panama nicht einsehen für Natur (so viel) Geld zu bezahlen, suchten wir uns nur noch die kostenfreien Sachen heraus und fragen uns, wo das alles noch enden wird.
Hoch und Tief
Mit einer langen Fahrt ging es vom Norden der Nordinsel, vorbei an Auckland nach Hamilton, wo wir drei uns in der CrossFit Box Te Rapa mal wieder auspowern wollten, ehe es am nächsten Tag zu den bekannten Waitomo Caves gehen sollte. Die Waitomo Höhlen werden, wenn man den Reiseführer aufschlägt, als eines DER Highlights von Neuseeland deklariert. Daher entschieden wir uns den stattlichen Eintritt von 50 NZ Dollar p.P. für eine 45 minütige Tour zu bezahlen. Die Tour war ein einziges Touristen-Durchgeschiebe und so konnten wir in der viel zu großen Gruppe den Erklärungen des Guides nicht lauschen, war aber bestimmt interessant was sie über das Leben der kleinen Glühwürmchen zu berichten hatte. Absolut beeindruckend waren dann wenigstens die letzten 5 Minuten als wir mit einem Boot unter den Millionen von kleinen grünen Leuchtkörpern durchgefahren sind, die die dunkle Höhle komplett erleuchteten. Einfach nur Wow!
Mit diesem beeindruckenden Erlebnis sollte es weiter zu unserem nächsten Highlight, dem Tongariro Alpine Crossing gehen. Ausgangspunkt dafür war unsere Haka Taupo Lodge (cooles Hostel) in Taupo, welche etwa 1 Stunde vom Startpunkt entfernt lag. Abends präparierten wir unsere Klamotten und Lunch-Pakete, denn die Wanderung der 22 Kilometer wird mit 6-8 Stunden angegeben – je nach Wetter und Pausen.
Um 6:00 Uhr morgens ging es im leichten Regen los und wir fragten uns, ob es nicht besser gewesen wäre einfach liegen zu bleiben und weiter zu schlafen. Wir ergatterten einen der begehrten Parkplätze. Der Regen hatte mittlerweile aufgehört und wir konnten einen tollen Blick auf die Vulkanlandschaft werfen, die es gleich zu durchwandern galt. Bei angenehmen 9 Grad stellte ich mir die Frage, wie das hier im Winter wohl aussieht und ob ich mir meinen Neuseeland-Sommerurlaub so vorgestellt habe, war ich doch wie eine Zwiebel 4-lagig eingepackt mit Wollmütze und Schal on top. Sandra hatte sich sogar noch in ihre bei einer Airline langzeitausgeliehene Fleecedecke eingemummelt. Also so sicher nicht.
Das Tongariro Alpine Crossing ist sicher einigen aus dem Film „Herr der Ringe“ als Mittelerde bekannt, denn viele Sequenzen wurden hier gedreht. Nach einem geschmeidigen Beginn von 5 Kilometern verabschiedete sich Sandra wieder zurück Richtung Auto und Thomas und ich machten uns alleine auf die Überquerung des 1.886 Meter hohen Passes. Oben angekommen wehte uns bei 5 Grad ein eisiger Wind ins Gesicht und nun wusste ich warum Handschuhe, die wir nicht dabei hatten, empfohlen wurden. Ich hatte vorab einiges in Blogs gelesen, mit welcher Ausstattung manche Mamis und Papis aus Deutschland ihre Kids und angehenden Studenten versorgen, bevor sie sie auf die Reise nach Neuseeland schicken. Hier standen sie neben uns mit ihren 70 Liter vollgepackten Deuter Rucksäcken und Thomas und ich fragten uns, was sie wohl alles auf diesen anstrengenden Anstieg mitgenommen haben. Wir waren froh dass wir neben unserer Verpflegung kein Gramm zu viel dabei hatten.
Die Landschaft unterwegs war wirklich beeindruckend und ich habe an einem Tag noch nie so viel die Panoramafunktion an meiner Kamera verwendet, wie hier. Immer wieder blieben wir stehen, genossen die Aussicht und staunten über die unbeschreiblich beeindruckende Szenerie. Ein Highlight sollte noch auf uns warten: der blaue Kratersee und die grünen Schwefelseen. Gerade als sie in Sichtweite gekommen sind, schoben sich die Wolken beiseite und die Sonnenstrahlen ließen die Farben richtig leuchten. Den Abstieg machten wir auf der Rückseite des Berges in einer Art Steppenlandschaft in der es im Zickzack runterging, bevor wir die letzten Meter im Jungle machen mussten, um nach ca. 6,5 Stunden bei Sandra, die das Auto in der Zwischenzeit zum Ende gefahren hatte, anzukommen.
Nach diesem Halbmarathon machten wir es uns müde, aber glücklich über das Erreichte, erst mal im Whirlpool unseres Hostels gemütlich. Als wir uns im heißen Wasser durchkochen ließen, gingen mir die einleiteten Worte vom GEO Audio Podcast Autor noch mal durch den Kopf und ja er hatte Recht, Gott wollte wirklich zeigen, was er so drauf hat und das hatte er mir an diesem Tag eindrucksvoll bewiesen.
Seid gespannt was uns in der zweiten Woche am anderen Ende der Welt erwartet.
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