Lecker Reisen in Beijing
Wir hatten gar nicht mehr in Erinnerung wie lecker das Essen in China ist. Und dabei rede ich nicht von dem ganzen frittierten Zeug, welches es bei uns zuhause gibt. Ich rede von den tausend leckeren Kleinigkeiten, die es hier an jeder Ecke und auf der Straße gibt und unbedingt von uns probiert werden wollen. Für manche gibt es wohl keine Übersetzung und für einige fehlen mir die Worte um sie zu beschreiben, aber alles ist soooo lecker.
14.-19.05.2016 ::
Unser Abenteuer sollte etwas verspätet starten, da bei unserem Zwischenstopp in Nanning der Flieger Verspätung hatte. (Schön, dass wir total abgehetzt am Counter ankamen, weil wir nur 90 Minuten für einmal komplett raus und wieder rein hatten…) „Nan…, was?“, fragte ich Sandra, als sie mir sagte, dass wir dort eine Zwischenlandung machen würden. Hab ich noch nie gehört. Ihre Antwort: „Irgendeine Stadt direkt hinter der Grenze zu Vietnam“. Die chinesische, uns unbekannte Stadt Nanning besitzt mit gerade mal 7 Mio. (!) Einwohnern fast doppelt soviel wie Berlin. Verrückt! Ein Blick in Wikipedia (eine der wenigen Webseiten die aus China aufgerufen werden können) verriet mir, dass es 86 (!) Städte mit mehr als 5 Mio. Einwohnern in China gibt. Unvorstellbar. Da wundert es auch nicht, dass Beijing (Peking) mit 22 Mio. das obere Ende markiert.
Unser Taxifahrer hatte Spaß daran uns seine Stadt zu zeigen und alles zu erklären und es interessierte ihn nicht wirklich, dass wir nur chinesisch verstanden Wir konnten vom letzten Mal noch drei Worte und die sprechen wir bestimmt falsch aus. Ist die Aussprache hier doch sehr wichtig. Allein die veränderte Betonung eines Buchstabens meint gleich etwas ganz anderes. Der Taxifahrer sollte uns so aber schon mal darauf einstellen, was uns in den kommenden Tagen erwartete: Redselige Einheimische, die sich trotz unseres fragenden Blickes nicht vorstellen können, dass wir kein Wort verstehen. Da selbst bei Touristeninformationen und im Hotel 66 bei den Mitarbeitern kein Englisch vorhanden war, wurden Onlineübersetzer unser Freund und Helfer. Das funktionierte dafür aber erstaunlich gut, den Rest machten wir mit Händen und Füßen – für was hat man die denn die Dinger sonst. Was ein Spaß.
Bereits nach dem ersten Tag stellten wir fest, dass unsere Zeit nicht annähernd reichen wird, um alles Wichtige sehen zu können. Also machten wir einen Masterplan für die nächsten Tage und zogen uns gleich die Schuhe wieder an, um los zu ziehen. Bloß keine Zeit verlieren:
Tag 1
Hutongs (Altstadt wo wir wohnten)
Drumtower / Belltower
Lama-Tempel
Tag 2
Sommerpalast
Tag 3
Verbotene Stadt
Abendessen mit Sandra’s Ex-Arbeitskollegen und Walk um die Seen
Tag 4
Chinesische Mauer
Tag 5
wir haben fertig und brauchen mal Urlaub
Leben in der Altstadt
Die Hutongs sind die Altstadt von Beijing und warteten mit vielen kleinen Läden auf uns und wie gesagt, mit jeder Menge Leckereien. So schlenderten wir erst mal unser Revier ab und das könnte man bestimmt Wochen lang so machen und würde immer noch etwas Neues entdecken. Manche Restaurants sind nur ein Loch in der Wand und wenn man durch dieses dann hindurch geht, entpuppt sich das ganze als Schmuckstück mit toller Dachterrasse. Läden die tagsüber da sind, sind abends weg und umgedreht. So entdeckten wir z.B. das „Fenster zu Straße“ als Frühstücks-Dealer nur durch Zufall, obwohl wir schon ein paar Mal daran vorbeigelaufen sind. Generell typisch ist, dass man sich am Eck erst mal einen Yoghurt in einem weißen Gefäß mit blau/weißen Deckel mit Strohhalm holt und trinkt. Gesagt getan und war auch die restlichen Tage immer wieder ein schöner Snack für zwischendurch.
‚Auffällig viele öffentliche Toiletten gibt es.‘, dachten wir uns noch am Anfang, doch nach einer Weile erkannten wir, dass es deshalb so viele sind, weil einige Häuser in den Hutgongs immer noch keine eigene Toilette haben. So konnten wir morgens beobachten wie die Leute im Schlafanzug erstmal durch die Straßen schlürfen, um zu einer der Toiletten zu kommen. Da kann man den Nachbarn schon mal hallo sagen. Generell sollte man ein gutes Verhältnis zu diesem haben, denn die Toiletten haben keine Kabinen sondern nur kleine Trennwände. So schaute ich nicht schlecht, als ich Pippi musste und der Mann am Eingang erst mal eine „Nummer zwei“ aus sich presste.
Die Chinesen sind los!
Der an einem großen See gelegene Sommerpalast (60 RMB Eintritt) ist bestimmt traumhaft schön, allerdings waren so viele chinesische Touristen da, dass man ihn sich nicht wirklich anschauen konnte. Falls sich jemand schon mal gefragt hat, ob Chinesen nur in Europa jeden Stein fotografieren, die Antwort lautet: NEIN. Das machen sie auch zu Hause so und auch hier muss man alles angefasst haben, sonst war man nicht da.
In der Verbotenen Stadt (60 RMB Eintritt) war nochmal deutlich mehr los, als tags zuvor im Sommerpalast. So wunderte es uns nicht dass die Besucherzahl – für die 7 Stunden am Tag wo er geöffnet ist – auf 80.000 beschränkt wurde. Der Funke der Faszination sprang allerdings nicht auf uns über. Vielleicht (sollte man fairerweise anmerken) sind wir aber mittlerweile auch schon etwas tempel-/palastmüde. Nachdem wir es geschafft haben von keiner der vielen Selfie-Stangen erschlagen worden zu sein – was bestimmt zu einer der häufigsten Verletzungen hier im Land zählt – haben wir uns noch das neue Peking angeschaut, statt noch einen weiteren Tempel (Tempel of Heaven).
Abendessen mit einem alten Bekannten
Wieder einmal sollten wir das Glück haben, uns mit jemanden treffen zu können, der vor Ort lebt. Mit Marc und seiner chinesischen Freundin Cicely trafen wir uns auf ein Abendessen in einem belebten, aber dennoch sehr gemütlichen Viertel direkt bei uns ums Eck. Marc ist ein ehemaliger Arbeitskollege von Sandra und lebt seit knapp 3 Jahren in der Stadt.
Sein Mandarin ist mittlerweile so gut, das er für uns alle bestellte, was typisch ist in China. Der Mann bestellt für alle und das Essen wird in die Mitte gestellt und geteilt. Gott sei Dank, denn so konnten wir viele weitere Leckereien kosten. Wir hatten einen tollen Abend und die zwei beantworteten uns geduldig alle Fragen die sich in den letzten Tagen bei uns aufgetan haben. Wichtig für mich natürlich, wie es sein kann das Google, Facebook & Co immer noch gesperrt sind, aber wir jede Menge junger Chinesen in der Metro und auf der Straße gesehen haben, die genau auf diesen Webseiten unterwegs sind. Marc erklärte uns dass es zwei Typen von Chinesen gibt. Die einen, die schon mal außer Landes waren und wissen, dass es das alles gibt und deshalb nicht darauf verzichten wollen und mittels einer VPN-Verbindung (VPN ist quasi ein verschlüsselter Tunnel durch das Internet und in dem Fall an den Behörden vorbei) die Landessperren umgehen. Und die anderen, für die es außerhalb des Landes nichts Interessantes gibt, und die sich deshalb für die Einschränkungen nicht interessieren. Er erzählte uns u.a. dass er Nachrichten auf CNN geschaut hat und ein Beitrag zur Tibet gezeigt werden sollte. Direkt nach der Anmoderation wurde der Bildschirm schwarz und erst nach dem Beitrag wurden die Nachrichten weiter gezeigt, so als wäre nichts gewesen. Für uns kaum vorstellbar.
Da Marc ein leidenschaftlicher Landschaftsfotograf ist, hatten wir uns viel zu erzählen, während die Mädels sich fleißig austauschten. Schaut mal auf seinem Instagram Profil vorbei, es lohnt sich. Leider hat auch der schönste Abend ein Ende, zumal wir am nächsten Tag für die Mauer auch wieder früh raus mussten.
Chinesische Mauer in zwei Akten
Wenn der Wecker morgens vor sechs Uhr klingelt, kommt bei mir so richtig Freunde auf. Aber die Chinesische Mauer – immerhin eins der sieben Weltwunder – zu sehen, tröstet einen dann doch beim Aufstehen und so stellt man sich brav vor das Hotel, um abgeholt zu werden. Leider gibt es wenig Trost wenn man da steht und vergessen wird. Das ist uns auch noch nie passiert! Irgendwann ist immer das erste Mal.
So schnappten wir uns den Typ von der Agentur und pumpten ihm die Schuhe freundlich, aber bestimmt auf und schon klappte es am nächsten Morgen.
Der Mauerteil in der Nähe von Beijing ist „nur“ 629 km lang und es gibt zwei gute Einstiegspunkte: Badaling und Mutianyu. Wir entschieden uns für den Zweiten, der zwar etwas weiter außerhalb ist, dafür aber weniger touristisch und die Mauer in einem ursprünglicheren Zustand.
Da ist das Ding! Von der Talstation aus konnten wir auf den Bergkamm bereits die ersten Wachtürme und Mauerabschnitte sehen. Die Seilbahn konnte gar nicht schnell genug fahren um hochzukommen. Bei blauem Himmel und Sonnenschein stiegen wir oben aus der Gondel und erfreuten uns über das Panorama, welches sich uns bot. Die Mauer schlängelt sich wie ein Wurm auf dem Bergkamm und macht auch vor keiner noch so steilen Neigung halt. So machten wir uns auf den Weg vom Wachtturm 14 bis 20 und ich noch weiter in den gesperrten Bereich bis 22, wollte ich mir auch die bereits eingestürzten Mauerteile nicht entgehen lassen. Völlig durchgeschwitzt, aber glücklich kam ich so am obersten Peak des Berges an, um anschließend an dem „Betreten auf eigene Gefahr“ Schild vorbeizugehen.
Mythos
Wie wir erfahren haben, kann man wohl doch nicht die Mauer aus dem Weltall sehen, was auch angesichts der Mauerbreite von 6-8 Meter vielleicht auch etwas zu viel des Guten wäre. Sollte jemand bei Günter Jauch auf dem Stuhl sitzen, dann bitte an uns denken.
Beim Neuvermessen der Mauer vor ein paar Jahren hat man übrigens festgestellt, dass die Mauer rund 2.000 km länger ist, als zu nächst gedacht. Das ist die Strecke München-Hamburg hin und zurück. Das kann schon mal passieren . Somit kommt die Mauer auf eine neue Gesamtlänge von rund 22.000 km (!), nochmal in Worten zweiundzwanzigtaufend Kilometer! Das ist mehr als eine halbe Weltumrundung und wie wir finden so beeindruckend, dass sie zu recht eins der 7 Weltwunder ist.
Unsere Zeit in Beijing ging leider viel zu schnell zu Ende und wir sind sehr traurig dass die Reise schon weitergeht, wären wir gerne noch etwas länger geblieben. Die angenehme Atmosphäre, besonders in den Hutongs wo unsere Unterkunft war, das lecker Essen und die vielen Sehenswürdigkeiten haben es uns sehr angetan. Wer hätte das gedacht!
Fazit:
wenn die reisewütigen Chinesen mit ihrem Land und Süd-Ost-Asien fertig sind und sich aufmachen Richtung Europa, wird es kuschelig bei uns
ein Kaffee, in das man geht um mit Katzen zu schmusen und Selfies zu machen, kann wohl nur hier (oder vielleicht noch in Japan) funktionieren, generell sind die Chinesen sehr tierlieb
die Rechnung beim Essen bekommt man kurz nachdem das Essen gebracht wurde auf den Tisch gelegt
an Schmatz-, Schlürf- und Nase-hoch-zieh-Geräusche kann man sich schnell gewöhnen
Bing als alternative Suchmaschine taugt nichts, wir brauchen Google
wir waren überrascht, dass es so viele Milchprodukte gibt, dachten wir doch besonders Chinesen vertragen das nicht
beim Laufen schlafen hier einige ein, weil den ganzen Tag am Handy getadelt wird, um dann im nächsten Augenblick wieder zu drängeln und zu schubsen
es gibt sehr viele Elektrobikes und TukTuks das macht die Luft besser, erhöht aber die Gefahr überfahren zu werden, da man sie nicht hört.