Bis die Füße qualmen – New York
Kaum zurück vom Rehoboth Beach entschieden wir am nächsten Morgen für zwei Nächte nach New York zu fahren.
25.09-02.10.2016 ::
Das letzte Mal waren wir 2009 dort und fanden es nun an der Zeit der Stadt, die niemals schläft, mal wieder einen Besuch abzustatten. Es ist Wahnsinn wie sich diese mit all ihren Vierteln immer wieder neu erfindet.
So ging es bequem mit dem Greyhound Bus inkl. Wifi und Stromversorgung die 4 Std. morgens von der Washington Union Station Richtung NYC. Schon von weitem konnten wir das neue Schmuckstück der Stadt, das One World Trade Center (die symbolische Höhe des Turms von 1776 Fuß (541,32 Meter) entspricht der Jahreszahl der Unabhängigkeit von 1776) erkennen, welches die Lücke von den vor 15 Jahren eingestürzten World Trade Center am unteren Ende Manhattan’s schließt.
Die ist immer noch so klein
Kaum angekommen ging es mit der Metro von der 42. Strasse Richtung Südspitze zur Staten Ferry Island, einer kostenlosen Fähre die direkt an der Freiheitsstatuevorbeifährt. So schipperten wir bei blauem Himmel und herrlichem Sonnenschein aus dem Hafen und an der alten Dame, der Statue of Liberty vorbei und waren wieder überrascht, wie klein sie doch eigentlich ist, wirkt sie auf Bildern meistens wie der Marshmellow-Man bei Ghostbuster und somit gut einen Kopf größer als das höchste Hochhaus der Stadt. Die Realität sieht anders aus. Der Sockel auf dem sie steht, ist mit 46 Meter bereits genau so groß wie die Statue (92m) selbst.
Auf der anderen Seite mit dem Boot angelegt, erkennt man schnell wer Tourist ist und für wen die Fähre ein normales Verkehrsmittel ist. So beeilten sich alle Besucher – genau wie wir – runter vom Boot und raus aus dem Gebäude zu kommen, um die ablegende Fähre wieder zurück nach Manhattan zu erreichen. Dazu hat man je nachdem wie die Fähre durchkommt weniger als 5 Minuten Zeit.
Stadtleben in Lower Manhattan
Mit einem Kaffee machten wir es uns in der Nachmittagssonne im Battery Park auf zwei Stühlen bequem und genossen genau wie die Einheimischen den schönen Sonntagnachmittag, die „Stille“ und den tollen Ausblick auf die Skyline. Wir hätten ewig sitzen bleiben können, waren aber doch zu neugierig was aus Ground Zero geworden ist und wie das neue One World Trade Center von der Nähe aussieht.
Bei unserem letzten Besuch schauten wir beim Ground Zero noch auf ein tiefes Loch bzw. eine große Baustelle, wo nichts drauf hindeutete was hier einmal entstehen könnte. Dieses Mal begrüßten uns zwei wasserfallartige Brunnen, an dessen vier Rändern alle Namen der verunglückten Personen von 09/11 erinnern. Man muss den Amerikanern ja eins wirklich lassen, Erinnerungsstätten bauen können sie.
Das neue One World Trade Center wurde direkt daneben gebaut und wirkt trotz seiner Höhe nicht so wuchtig wie seine Vorgänger. Dazu trägt die interessante Aussenfassade bei, die jeweils als Dreieck über die gesamte Höhe gestaltet wurde und dank der hellen Verglasung die Wolken spiegelt und somit eher luftig wirkt.
Sieht ja aus wie im Fernsehen
Es war Zeit unser Airbnb Zimmer zu beziehen, welches wir erstmal mit der Metro erreichen mussten. Wir haben u.a. mit Hongkong, Bangkok, Kuala Lumpur, Pekingund Tokio bereits einige Großstädte und ihre Metrosysteme allein auf dieser Reise gemeistert und müssen sagen: New York schneidet im direkten Vergleich nicht wirklich gut ab. Wenn es nicht gerade stinkt, ist es stickig, heiss und alles sehr alt. Das setzt allerdings voraus, dass man überhaupt erst einmal den nicht beschilderten Eingang zur Metro findet. So sind wir sogar zwei mal zur nächsten Station gelaufen, da wir trotz maps.me schlicht und ergreifend den Eingang nicht gefunden haben. Dass es kein Tagesticket gibt, rundet zusammen mit einer spärlichen Beschreibung der Richtungen der Bahnen den schlechten Eindruck ab.
Am Ende vom Tag sind wir am Ziel angekommen und bezogen unser Zimmer in Devon’s Haus direkt im Erdgeschoss. Verrückt, Brooklyn sieht wirklich aus wie man es aus dem Fernsehen kennt. Lange Treppen führen zum ersten Stock, während der Keller quasi ebenerdig ist. Dabei bieten die schmalen Häuser nach hinten raus jede Menge Platz.
Ebenfalls wie im Fernsehen waren meine ersten 10 Minuten unseres letzten Tages. Ich machte gerade die Tür auf, um mir am Strasseneck einen Kaffee zu holen und sah wie auf der gegenüberliegenden Strassenseite gerade 5 Polizisten Jemanden verhafteten. Willkommen in Brooklyn, dachte ich mir. Keine 10 Meter weiter, ich war immer noch nicht ganz wach und gerade dabei das Geschehene zu verarbeiten, grüßte mich eine alte farbige Frau mit „Good Morning Sir“. Etwas irritiert stammelte ich einen Morgengruß zurück, gleichzeitig aber darauf gefasst dass sie eine Knarre ziehen könnte oder zumindest Geld von mir haben will. Wie sich herausstellte keins von beidem und so stellte ich mit Erschrecken fest, dass ich einfach zu viele Filme schaue. Ebenfalls nett war dann das Mädel im Kaffeestore hinter mir. Der Verkäufer teilte mir mit, dass die Kasse am Vortag ein Problem hatte und daher der Kaffeepreis gestern um 60 Cent zu gering war. Da meine Frau mir allerdings nur 2$ für mein „Pausenbrot“ mit auf den Weg gegeben hatte, fehlten mir 25 Cent für das bereits eingegossene schwarze Heißgetränk. Ich schaute natürlich blöd aus der Wäsche und versuchte dem Verkäufer zu erklären dass ich leider nur 2$ habe und fragte mich zugleich wie oft er das wohl am Tag hört? Das Mädel hinter mir wollte schon morgens etwas Gutes für ihr Karma tun oder hatte einfach nur Mittleid mit mir und löste mich daher glücklicherweise aus. Oh mann, was ein Start in den Tag.
In-Viertel
War bei unserem Besuch in 2009 das Meatpacking District mit der High Linie, einer ehemaligen oberirdisch verlaufenden Metrostrecke, die nun als Grüngürtel genutzt wird, das In-Viertel der Stadt, so ist es heute das sogenannte Dumbo auf der Brooklyn-Seite, wo man Unsummen für eine Wohnung bezahlt nur um hip und shaky zu sein. So erfindet sich die Stadt immer wieder neu und bleibt für Wiederholungstäter wie uns interessant, da man jedes Mal in neue Ecken der Stadt kommt, abseits der üblichen Sehenswürdigkeiten und Hotspots.
Ein bisschen Heimat
Wenn man aus der Metro steigt und Paare laufen im quietschbunten Partnerlook einem über den Weg, blinkende Neonzeichen stehen über einer Ente im Schaufenster und ältere Herrschaften spielen Mahjong im Park, dann weiß man, dass man in Chinatown gelandet ist Nach nun schon fast 6 Wochen Abstinenz von unserem geliebten Asien, ging es erst mal – um das Asienweh zu stillen – in den Stadtteil der rot goldenen Drachen, um etwas asiatische Luft zu schnuppern.
Der Prinz aus Köln
Geschichten die das Leben schreibt. Vor genau 7 Jahren saß im Flieger neben mir der sympathische Dominik aus Köln und wir quasselten 8 Stunden ununterbrochen über Gott und die Welt und hatten beide das Gefühl, als würden wir das jede Woche so machen. Seitdem stehen wir dank Facebook und Co sporadisch in Kontakt bzw. verfolgen was der jeweils andere so macht. Dominik wollte dann 2011 eigentlich nur mal für ein Jahr nach NYC ziehen und seitdem lässt ihn die Stadt nicht mehr los und somit wurden aus einem mittlerweile fünf Jahre. Wir nutzten seine Mittagspause für ein Wiedersehen und hatten uns viel zu erzählen. Es war wie damals: als würden wir das jede Woche so machen. Wie verrückt das manchmal ist! So erzählten wir etwas von unserer Reise und er von seinem gegründeten Verein zur Hilfe von Kindern in Brasilien, Haiti und Nepal (schaut mal bei ihm vorbei), wo er auch selbst immer wieder tatkräftig mit anpackt. Die Stunde verging mal wieder wie im Flug bevor sein Handy klingelte und er zurück zur Arbeit musste.
Für uns ging es am Flat Iron vorbei zum bekannten Times Square, ehe wir nachmittags unseren tollen und erlebnisreichen 3D2N (drei Tage, zwei Nächte) Ausflug mit der Rückfahrt via Greyhound beendeten.
Nachbarschaftsfreude
Nach dem Wiedersehen mit unseren ehemaligen indischen Nachbarn in Indien, stand am letzten Tag noch eins der Highlights unseres USA-Aufenthaltes an, auf das wir uns schon lange gefreut haben: ein Treffen mit Nate und Erin, unsere ehemaligen amerikanischen Nachbarn. Diese sind mittlerweile stolze Eltern der bezaubernden Annabelle, die uns den ganzen Tag freudig begleitet hat.
Mit diesem tollen Tag in Alexandria ging unsere Zeit an der Ostküste zu Ende und mit Kolumbien wartet nun weiteres Neuland auf uns. Wir sind gespannt auf die Abenteuer die uns dort erwarten.