Rettet die Seesterne – Bocas del Toro

09.-16.11.2016 ::

Während sich in Deutschland die Temperaturen dem Gefrierpunkt nähern, geht es für uns nach Bocas del Toro, einem karibischen Inselparadies mit um die 30 Grad, wie uns die Wetter-App mitteilte. Jippy.

Mit dem Bus ging es die 3 Std. von Boquete nach Almirante, von wo wir die letzten 30 Minuten mit dem Speedboat meistern sollten. Vor uns sollten ein paar chillige Tage am Strand liegen: lecker Fisch essen, ein gutes Buch lesen und noch mal Sonne tanken und ins Meer springen, bevor es weiter Richtung Neuseeland geht.

Harte Realität

Dass Bocas del Toro in dem für uns nicht passenden Preis-Leistungsverhältnis Panamas bleiben würde, darauf waren wir eingestellt, aber was uns hier erwartete, setzte allem die Krone auf. Selbst für den Strand (z.B. Red Frog Beach) wird hier Eintrittsgeld aufgerufen! Wie schön muss ein Strand sein, damit wir bereit sind 15$/Person zu zahlen um dahin zu kommen? Wir entschieden uns zunächst den ebenfalls mit „traumhaft“ angekündigtem Seestern-Strand (Playa Estrella) zu erkunden, den wir mit dem Minibus und Boot für „gerade mal“ 6,50$/Person erreichen konnten.


Was auf Bildern der vergangenen Jahre und bei Bloggern in sozialen Netzen super aussieht – jeder postet sich mit einem Seestern in der Hand – ist in Wahrheit traurig anzusehen. Wir haben statt der rund 160 Seesterne, die es vor wenigen Jahren noch gab, gerade mal einen gesehen. Der Grund: Seesterne sterben, wenn man sie aus dem Wasser hebt, denn dann füllen sich ihre Kapillaren mit Luft, die sie unter Wasser nicht mehr rauskriegen. Sie ersticken quasi. In San Blas wussten wir das auch noch nicht, aber am Seestern-Strand sind die Hinweisschilder nicht zu übersehen. Diese werden aber scheinbar schnell vergessen, wenn es um Anerkennung und Likes in der virtuellen Welt geht. Es ist ein weiteres Puzzleteil in der „Nach-mir-die-Sintflut-Reisegesellschaft“, wie wir sie leider in den letzten Wochen und Monaten schon häufiger beobachten konnten.


Der Rest des Strandes ist mit Restaurant-Holzhütten zugebaut, die jede für sich meint den Strand mit lauter Musik beschallen zu müssen, während das Bananenboot auf und ab fährt. Das haben wir uns anders vorgestellt.

„Der Tourist zerstört, was er sucht, indem er es findet.“ – Hans Magnus Enzensberger

Okay, wenn schon nicht Strand, dann wenigsten mal wieder tauchen gehen. Es gibt eine Vielzahl von Tauchcentern auf der Insel und so entschied ich mich für die Panama Dive School aus Bequemlichkeit, war sie gerade mal auf der anderen Straßenseite und die Typen cool drauf. So schrieb ich mich für den nächsten Tag ein, San wollte in der Zeit Yoga machen, also passte das ganz gut.


Mit dem Boot ging es raus aufs Meer und während mein Name am Vortag noch alleine an der Tafel stand, befand ich mich auf einem völlig überfüllten, kleinen Tauchboot. Das konnte ja lustig werden. Mein Tauch-Equipment durfte ich zum ersten Mal bei meinem knapp 100 Tauchgängen nicht vorher sehen, geschweige denn anprobieren, sondern erst auf dem Boot. Ich kenne viele andere Taucher die wahrscheinlich an dieser Stelle schon abgebrochen hätten, ich wollte jedoch sehen was die Karibik für mich bereithält, hatte ich noch so viele schöne Erinnerungen an meinen letzten Tauchgang (u.a. Bull Sharks) in Mexiko vor zwei Jahren.


Ich dachte, es kann nicht schlimmer kommen, doch es kam noch schlimmer. Die Gruppe bestand fast nur aus Tauchanfängern bzw. wenig erfahrenen Tauchern. Für die viel zu große Gruppe gab es dann nur einen Guide, der restlos überfordert war. So verloren wir schon zwei Taucher auf dem Weg nach unten (hatte ich noch nie), da sie den Tauchgang abgebrochen haben. Unten ging das Chaos weiter, was mich dazu verleitete als wohl erfahrenster Taucher der Gruppe die Verantwortung zu übernehmen und dem armen Guide zu assistieren. Dass es kaum Fische und Korallen zu sehen gab, rundete dieses Taucherlebnis der anderen Art auch noch passend ab. Das braucht man kein zweites Mal!

Klischee oder nicht?

Von Ada und Shawn in Boquete hatten wir schon die traurige Geschichte von ihrer Enteignung des gut laufenden Hostels auf den Bocas gehört. Vor Ort war wirklich auffällig, dass sehr viele Gästehäuser und Geschäfte zum Verkauf stehen. Warum ist das so?
Wenn mich nach fast einer Woche jemand fragen würde: Was arbeiten die Einheimischen da so? Ich könnte außer (Wasser-) Taxi bzw. Minibus fahren und mit Drogen dealen (man wird täglich gefragt), keine weiteren Angaben machen. Man sieht die Männer meist nur auf Shopper-Fahrrädern über die Insel fahren oder vor den Häuser sitzen, mit nem Bier in der Hand und die Frauen sich um die Kinder kümmern. Die wenigen Locals, die in einem Geschäft bzw. Restaurant arbeiten, vermitteln einem das Gefühl dass man stört und am besten nicht wiederkommen soll.  Die Supermärkte haben sie sogar an die Chinesen (!) abgegeben. Die Bocas Inseln sind neben den San Blas Inseln jedoch der Touristenmagnet des Landes, also es ist nicht so, dass nichts zu tun wäre.
Uns stellt sich demzufolge die Frage, wie es ins Bild passt, dass ausländische Hotel- und Restaurantbesitzer von der Insel gemoppt werden, sind es die einzigen Arbeitgeber, wenn man denn arbeiten will. Der Manager unserer täglich besuchten, chilligen Terrasse berichtete uns sogar, dass ihm die Polizei vor kurzen harte Drogen unterjubeln wollte, nachdem er ein paar Tage zuvor Probleme mit den Nachbarn hatte. Er hatte Glück dass er das Ganze per Überwachungskamera aufgenommen hat und einer seiner Mitarbeiter schnell geschaltet hat.

Da schließt sich für uns der Kreis wieder von der Enteignung von Ada und Shawn. Korruption herrscht auf den Inseln, so dass dieses karibische Inselparadies – wenn man genauer hinsieht und auch will – zwei Gesichter hat.

Bücherwurm

So machten wir es uns in unserem schnuckeligen zwei-stöckigen Apartement gemütlich, trieben Sport und genossen die Zeit, wenn es nicht gerade mal wieder regnete, auf unserer Chillex-Terrasse des Mamallenas auf der anderen Straßenseite und hatten viel Zeit zum Lesen. San schaffte 2,5 Bücher und ich eins plus Fertigstellung des ersten Fotoreisebuches. Die Frage die seitdem im Raum steht, wie nennt man eigentlich einen Bücherwurm im Kindle (eBook reader)-Zeitalter ? Freuen uns auf Vorschläge.

Unsere Reise bringt uns auf dem Weg nach Neuseeland zunächst nach San Francisco, wo wir mit zerrissenen Jeans durch die Straßen laufen wollen

Einige wenige neue Bilder sind online, leider sind keine Seesterne dabei!

 

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